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– zugleich ein schlagender Beweis für das enorme Missverhältniss, in dem die Dienstleistungen dieser Personen im Vergleich zu ihrem ökonomischen Werth und zu den Leistungen anderer Personen durch das Trinkgeld vergütet werden. Die Wirthe wussten auch hier Rath: eine Goldgrube, die man nicht selber ausbeuten kann und die man genöthigt ist einem Anderen zu überlassen, kann wenigstens Pachtzins tragen – auch der Goldgräber in Californien hat für seinen Platz eine Abgabe zu entrichten. So wurden die einträglichsten Posten in dem Gasthofsbergwerk: die der Oberkellner, Zahlkellner, Hausknechte, verpachtet, und es erschloss sich für die Wirthe daraus eine Einnahmequelle, deren Ertrag nicht selten in die Tausende geht. Trotzdem warf sie auch dem anderen Theil noch ganz erkleckliche Summen ab; mir sind Fälle bekannt, dass Hausknechte sich von dem in dieser Weise bereits vorher decimirten Ertrage ihrer Trinkgelder die grössten Gasthöfe kauften.

Das Problem war aber auch damit noch nicht vollständig gelöst, es gab noch ein anderes Mittel, das gleichfalls einen grossen Erfolg versprach. Wie unangenehm für den Reisenden, sagte unser ingeniöser Gastwirth – ich erlaube mir die Bemerkung einzuschalten, dass es kein Semite war; unsere Gastwirthe sind sämmtlich echt germanischer Race –, jedesmal die Trinkgelderfrage entscheiden zu sollen, ich will ihn der Mühe überheben, indem

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Rudolf von Jhering: Das Trinkgeld. Georg Westermann, Braunschweig 1882, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Trinkgeld.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)