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Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9)

Kindergesicht und sagte weich: „Hast recht, mein Junge! Nun, die Mutter wird auch wieder froh werden, ganz froh!“




Drei Tage später hielt Mittags vor dem in der Stadionstraße in Athen gelegenen Ministerium des Innern ein Wagen, dem der Ingenieur Hilgener entstieg. Nachdem er sich bei dem Minister Theotokis hatte melden lassen, wurde er sogleich in dessen Arbeitszimmer geführt, wo ihn der hohe Staatsmann auf das zuvorkommendste begrüßte. Theotokis bat ihn, Platz zu nehmen, und setzte sich ihm gegenüber auf einen zweiten der mit dem königlichen Wappen geschmückten hochlehnigen Stühle.

„Ich habe Ihren Brief mit großem Interesse gelesen,“ sagte er in fließendem Französisch. „Wollen Sie mir jetzt Ihre Vorschläge unterbreiten, Herr Hilgener?“

„Exzellenz kennen aus meinem Schreiben die merkwürdige Vorgeschichte meiner Entdeckung,“ begann dieser. „Ich habe darin absichtlich jede nähere Bezeichnung der Örtlichkeit ausgelassen und werde diese auch erst angeben, sobald unsere Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluß gelangt sind. Wie ich mich überzeugt habe, steht nach griechischem Recht ebenso wie nach dem meiner Heimat ein aufgefundener Schatz je zur Hälfte dem Entdecker und dem Eigentümer des Grund und Bodens zu, in dem er verborgen war. In meinem Falle würde demnach, da der betreffende Ort auf fiskalischem Terrain liegt, die griechische Regierung Anspruch auf die eine Hälfte haben. Um mir nun alle Weiterungen zu ersparen, möchte ich Eure Exzellenz bitten, eine Verhandlung etwa folgenden Inhalts aufzunehmen und zu unterzeichnen:

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Tagebuch eines Irren (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 9). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1908, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_eines_Irren.pdf/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)