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Seiffert schritt zur Tür. Heinrich erhob sich, ging hinter ihm drein wie im Traum, noch ganz benommen von all diesen Erörterungen und traurigen und erschütternden Neuigkeiten. Sie verließen das Blockhaus, und der Chemiker schlug die Richtung nach dem kleinen Stallgebäude ein, das dicht am Ufer der in das Eiland sich hineinerstreckenden Bucht auf einem Hügel lag. Seiffert schloß die gut verwahrte Tür auf, führte den Knaben dann in einen Verschlag, in dessen Fußboden eine Falltür so vortrefflich eingefügt war, daß niemand ihr Vorhandensein bemerken konnte. Diese Falltür verdeckte einen engen Schacht, in dem man auf einer eisernen Leiter abwärts in ein ausgemauertes Gewölbe gelangte, das mit Wasser angefüllt war.

Mehrere elektrische Lampen flammten auf. Und Heinrich sah auf der Oberfläche des Wassers ein seltsames Fahrzeug liegen von der Form einer kurzen, dicken Spindel, etwa zwölf Meter lang und vier Meter breit. Da rang sich ein Wort über des Knaben Lippen – ein einzelnes Wort:

„– Unterseeboot!“

Der Chemiker nickte. „Ja, mein Junge. – Dein Oheim hat also auch hierin richtig gemutmaßt! Es ist der große Fisch, der die Wasser des Hafens aufrührte. Es ist meine Erfindung, ein Boot, zunächst von mir hier in der Einsamkeit in ganz kleinem Maßstab erbaut, wie es vollkommener kaum sein kann. Von diesem Gewölbe, das ich ebenfalls angelegt habe, führt ein kurzer Kanal in die Bucht, so daß mein „Delphin“ diesen seinen Ankerplatz unter Wasser verlassen kann.“

Werner Seiffert hob jetzt die Rechte und deutete auf sein Werk, das regungslos hier in seinem Versteck ruhte.

„Kleiner Freund,“ sagte er voller Stolz und Zuversicht, „dieses so winzig erscheinende Boot da wird uns beide in der kommenden Nacht hinausführen auf das Meer, nein, in die Tiefen des Meeres, wird uns dank seiner ungeheuren Geschwindigkeit in kurzem an

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W. Belka: Das Tagebuch des Steuermanns. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_des_Steuermanns.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)