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Nachdruck, auch im Auszuge, verboten. – Alle Rechte vorbehalten. – Copyright by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin 26, (1919.)


Das Tagebuch des Steuermanns.
Von
W. Belka.


1. Kapitel.
Fälschlich angeschuldigt.

Herr Ernst Mulack, Inhaber des größten Kolonialwarengeschäftes des Hafenstädtchens, hatte soeben den jüngsten Stift, der erst vor drei Wochen eingetreten war, in sein Privatkontor gerufen.

Heinrich Wend, ein überschlanker, blasser Knabe von etwa fünfzehn Jahren, stand nun vor seinem Chef mit demselben halb ängstlichen, halb verstockten Gesichtsausdruck, der ihm zumeist eigen war und der vielen Menschen von dem Charakter des angehenden Kaufmanns ein ganz falsches Bild gab.

Der dicke Herr Mulack hatte seine Stirn in drohende Falten gelegt und begann jetzt mit erhobener Stimme, deren Klang den angeblichen Missetäter von vornherein einschüchtern sollte:

„Du bist vor vier Wochen eingesegnet worden, Heinrich,“ sagte er und blickte seinen jüngsten Stift durchbohrend an. „Die Bibelsprüche werden Dir also wohl noch geläufig sein. Nenne mir einen, der von der Ehrlichkeit handelt.“

Heinrich Wends große, blaue Germanenaugen, die er von der Mutter geerbt hatte, spiegelten deutlich das Erstaunen über diese Aufforderung wider. Dann

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W. Belka: Das Tagebuch des Steuermanns. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Tagebuch_des_Steuermanns.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)