Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ganz in der Einsamkeit hat er sein Werk vollendet oder vollenden lassen. Alles ging so heimlich zu, daß man noch nicht einmal seinen Vatersnamen, sondern nur seinen Vornamen Richard kennt. – Der Natur eines Knaben ist es übrigens ganz angemessen, daß er die neue Kraft zuerst bei einem ganz phantastischen Vehikel verwertet hat und mit diesem gleich quer durch Afrika auf Reisen gehen will.

Vor drei Wochen ist er mit seinem stählernen Roß an der Westküste angekommen und von Windhoek aufgebrochen. Er befindet sich unterwegs; alles ist Thatsache, unzählige Menschen haben ihn und sein Stahlroß bereits gesehen und können nicht Wunderbares genug davon erzählen. Ich habe auch schon erfahrene Ingenieure gesprochen, die das Stahlroß besichtigt haben, und sie alle stimmen darin überein, daß hier eine Erfindung von phänomenaler Bedeutung vorliegt. Keine Kohlenheizung, keine Dampfkraft, keine elektrische Batterie, keine Reibungselektrizität, kein Petroleum, kein Benzin – und doch bewegt sich das Ding mit einer fabelhaften Geschwindigkeit!“

„Alle Wetter,“ ließ sich da Mister Litton vernehmen, als der Minendirektor eine Pause machte und gedankenvoll vor sich hinsah, „die Entdeckung einer solchen neuen Kraft muß ja eine vollkommene Rebellion in der gesamten Technik bewirken und tief ins Geschäftsleben einschneiden. Vermutlich werden nun zahllose Fabriken bankrott.“

Mister Davis nickte beistimmend und blinzelte den anderen schlau an.

„Ja,“ antwortete er, „aber wenn nun ein Staat diese Erfindung allein besäße und sie den anderen Ländern vorenthielte, so wie jetzt der Knabe ja keinen einzigen Menschen eingeweiht hat? Was wäre dann zu erwarten?“

„O, derjenige, der sie allein besitzt, würde der mächtigste Mensch auf der Erde werden!“ rief Mister Litton, erregt aufspringend. „Und der Staat, der sie allein verwerten könnte, müßte die ganze Welt zu seinen Füßen legen können.“

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)