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machte sich an dem Stahlroß etwas zu schaffen, stellte einige Hebel, schwang sich in den Sattel und trabte dem Engpaß zu. Schon auf der weichen Erde hörte man laut den Hufschlag des schweren Eisenpferdes, und als es in dem Engpaß selbst nun gar in Galopp gesetzt wurde, erscholl es zwischen den Felswänden wie Donner.

Jetzt begann es das Geröll hinaufzustürmen; und wie dieses auch unter den Hufen wich, es kam hinauf, es war oben – noch ein Hebeldruck, und Richard glitt aus dem Sattel, rollte den Abhang, den er eben erklommen, wieder hinab und eilte in die Finsternis zurück!

Ein Lärm von Stimmen, ein Poltern und Krachen, aber Richard ließ sich nicht irre machen, sondern begab sich in den unterirdischen Tunnel und vereinigte sich mit Georg und Anna.

„Schnell vorwärts,“ drängte er. „Jetzt oder nie! Ehe die Engländer noch richtig zur Überzeugung kommen, daß sich gar niemand auf dem Rücken des Rosses befindet, und ob dieses nun gefangen ist oder nicht, wir müssen uns schon draußen befinden.“

Sie krochen so schnell als möglich weiter, an der Blendlaterne vorbei, dann durchschnitt Richard einen elektrischen Draht, der eine Mine zur Explosion bringen sollte, wenn die Gefangenen etwa den geheimen Weg entdeckten und benutzten, und erreichten glücklich das Freie. Richard hatte sich nicht verrechnet – das Stahlroß war in einer Fallgrube gefangen worden, und die Aufregung darüber war so groß, daß auch die hier aufgestellten Soldaten ihren Posten verlassen hatten.

Sie rannten nun hinaus und warfen sich in ein Gebüsch, gerade noch zur rechten Zeit, denn eben flammte es im Osten auf, war es plötzlich Tag. Nun konnten sie alles übersehen.

Nur wenige Meter befanden sie sich noch von der Grube entfernt, die man direkt vor dem Engpaß, also noch im freien Gelände, angelegt hatte. Das Stahlroß war in diese hineingestürzt und lag regungslos da, während ihre Feinde komische Reden führten.

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)