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„Ist der Schacht weit genug, um das Stahlroß durchzulenken?“ fragte Richard hastig.

„Leider nicht, er ist nur ganz eng und niedrig.“

„Auch gut, so wird es eben anders gemacht, vorausgesetzt, daß der Gang ins Freie mündet. Ist dies der Fall, so sind wir gerettet, und wenn das Stahlroß ihnen auch in die Hände fällt, lange sollen sie sich nicht daran erfreuen.“

Sie weckten nun Georg, der jedoch als Wächter zurückbleiben mußte, verabredeten ein Signal, und Richard ließ sich dann von Anna nach dem geheimnisvollen Wandschrank führen. Er fand alles, wie sie es beschrieben, beide stiegen nun hinab und krochen in dem Seitengange unter der Erde weiter, bis sie in einen ausgebohrten Steintunnel kamen und nach zehn Minuten einen Lichtschein sahen, der wahrscheinlich von einer Blendlaterne ausging.

Der Steintunnel war ein ausgezeichneter Schallleiter, sie hörten plötzlich deutlich Worte:

„Er hat den Steindamm untersucht,“ sagte eine Stimme, „paßt auf, heute nacht noch werden sie auf dem Stahlroß den Ausfall versuchen und in die Fallgrube stürzen; der Hauptmann bereitet schon alles vor.“

Auch noch andere Stimmen redeten, doch nichts von Bedeutung.

Richard hieß Anna jetzt zurückbleiben und kroch noch weiter vor, kam dann wieder und teilte schnell mit, was er beobachtet, um erst später, als sie oben bei Georg wieder eingetroffen waren, ausführlich zu berichten.

Sein Plan war fertig und wurde sofort ausgeführt, denn es war um fünf Uhr morgens, wo es in jener Gegend noch finstere Nacht ist, denn dort auf dem Wendekreis bricht der Tag fast punkt sechs Uhr und dann mit einem Schlage an. Diese Zeit war gerade die günstigste; keine Minute durfte versäumt werden.

Georg und Anna gingen also, mit den schärfsten Instrumenten versehen, in den geheimen Gang zurück; Richard aber

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)