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Jetzt brauchte er auch den Deutschen nicht mehr zu schonen: dieser hatte ja einen Verbrecher befreit, nahm ihn in Schutz, entzog ihn der Gerechtigkeit!




Im roten Thale.

„Achtung, wir werden verfolgt,“ sagte Richard kaltblütig zu Georg. „Ziehe Deinen Nackenschleier fest, daß er keine bloßen Stellen am Halse giebt, und wende nicht das unbedeckte Gesicht. Tr–r–r–ab, Galopp, Carriere!“

Ein Dutzend Schüsse fielen, eine ganze Salve krachte hinter ihnen.

„Ich bin verwundet,“ stöhnte da plötzlich Georg.

„Unsinn, gar nicht möglich, das bildest Du Dir nur ein. Durch den grünen Stoff geht keine Kugel, höchstens kann’s einen blauen Fleck geben.“

„Sie holen uns ein!“

„So? Dann wollen wir etwas mehr loslegen. Kennst Du auch den richtigen Weg nach dem roten Thale?“

Georg deutete die Richtung mit der Hand an; dann verging ihm fast der Atem, so schnell begann das Stahlroß zu rasen. Auch die Verfolger merkten es bald, daß es nicht einzuholen war; das hörte man an ihrem Wutgeheul.

„Erst bringen wir Deine Schwester in Sicherheit; zur Bestrafung dieses Schurken ist es immer noch Zeit,“ meinte Richard.

Sie passierten ein Steinplateau. Die Hufe des Stahlrosses schlugen hier am hellen Tage einen wahren Feuerregen, dann erhob sich eine jähe Bergwand, die von Schluchten unterbrochen war, und eine solche Oeffnung gab Georg als den Eingang zum roten Thale an.

Die Schlucht war sehr schmal, kaum zwei Meter breit, begrenzt von himmelhohen, glatten Wänden aus rotem Porphyr.

Nachdem sie bereits eine Weile getrabt waren, ohne das

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)