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„Danke sehr, aber ich beabsichtige wirklich nicht, mich länger in Kolobeny aufzuhalten,“ entgegnete Richard. „Meine Zeit ist sehr bemessen, es handelt sich um eine Wette.“

„O, o, eine Wette, das ist freilich etwas anderes!“ stimmte der Engländer gleich bei. „Aber eine kleine Erfrischung werden Sie und Ihr Herr Begleiter doch wenigstens zu sich nehmen?“

„Auch das muß ich mit Bedauern ablehnen. Meine Wette verbietet mir nämlich, irgend etwas zu genießen, was ich mir nicht durch meine Büchse selbst erlegt habe. Uebrigens bin ich auch gar nicht so unbekannt in Kolobeny; ich habe hier einen sehr guten Freund, und dem wäre ich zunächst einen Besuch schuldig. Sie kennen ihn wohl, Herr Polizeihauptmann, er ist ein deutscher Farmer hier in der Nähe, sein Name lautet Georg Schneider.“

Nur wenig wechselte der Hauptmann die Farbe. Dann schlug er wie vor Bestürzung die Hände über dem Kopfe zusammen.

„O Gott! Dieser unglückselige Zufall!“ rief er. „Da muß ich Ihnen verkünden, daß Ihr armer Freund gestern gestorben ist!“

„Tot?“ schrie Richard in gut gespieltem Schrecken. „Wie fand er seinen Tod?“

„In den Flammen seiner eigenen Wohnung. Neger überfielen dieselbe und steckten die Farm in Brand; wir kamen leider zu spät – o dieses furchtbare Verhängnis!“

Der Polizeihauptmann sprach übermäßig laut, sodaß ihn jeder hören mußte. Fast die ganze Stadt war ja versammelt. Doch wehe dem, der jetzt etwas anderes ausgesagt hätte, als was Mister Litton behauptete!

„Und Anna, seine Schwester?“ forschte Richard weiter.

„Auch seine schöne, unschuldige Schwester ist verbrannt,“ schrie Mister Litton jammernd, „nichts konnte mehr gerettet werden.“

„Bitte, schreien sie doch nicht so,“ sagte der kecke Knabe

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)