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Sie nicht absteigen und gestatten, daß ich Ihr Zauberroß führe?“

Er streckte die Hand nach dem Zügel aus.

„Halt,“ rief da Richard schnell, „fassen Sie es um Gottes willen nicht an, es beißt bei der Berührung jeder fremden Hand, und seine vergifteten Zähne wirken augenblicklich tödlich!“

Als wäre er schon von einer Giftschlange gebissen worden, zog Mister Litton schnell seine Hand zurück.

Das Zauberroß hatte vergiftete Zähne und biß! Das war fatal! Denn nach dem, was man jetzt schon von ihm gesehen hatte, mußte man alles von ihm glauben.

„Beißt es auch, wenn ich einmal seinen Schwanz angreife?“ fragte er kleinlaut.

„Der ist erst recht giftig; das Stahlroß sticht damit unfehlbar sicher wie der Skorpion mit dem Stachel, und wo man es auch sonst anfaßt, es reicht mit dem Maule überall hin. Jede Berührung einer fremden Hand gegen meinen Willen erzeugt nämlich eine besondere Art von Magnetismus an dieser Stelle, und dorthin schnappt und sticht es stets. Das ist meine Hauptsicherheit. Nur die Hand seines Meisters kennt das Roß, das heißt, ich bin durch eine besondere Vorrichtung isoliert.“

Dem Polizeihauptmann rutschte das Herz vollends durch die Hosen bis in die Gamaschen hinein. Ja, wenn das Teufelsvieh so beschaffen war, wie sollte man ihm denn da überhaupt beikommen?!

Doch so leicht ließ sich der zähe Engländer nicht einschüchtern. Unter solchen Umständen mußte das giftige Höllentier eben einfach in einen Gitterkäfig gelockt werden, mußte man ihm mit Zangen die Giftzähne ausbrechen, den Schwanz ausreißen und es dann im Käfig als reißendes Tier transportieren. Nur kam es zuerst darauf an, den Reiter fest zu haben.

„So darf ich wohl auf die Ehre rechnen, Sie nach meinem Hause führen zu dürfen?“

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)