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Richard in gerechter Entrüstung. „Wo aber mag Deine Schwester sein?“

„Sie ist ihm vollkommen schutzlos preisgegeben,“ klagte Georg, „und ich kann mich nur noch an Mister Litton rächen. O, ich weiß, wo sich der Polizeihauptmann jetzt befindet. Er hat im sogenannten roten Thale ein Bungalow, eine indische Villa, dorthin schleppt er stets seine Opfer.“

„Dann auf nach dem roten Thale! Und die Rache sei doppelt, wenn wir zu spät kommen! Bist Du fähig, mich auf meinem Stahlroß zu begleiten, nachdem ich zunächst für Deine erste Bekleidung gesorgt habe?“

Georg erhob sich und dehnte die Glieder. Er fühlte nichts gebrochen. Ja, er war zu allem fähig, wenn es galt, vielleicht noch seine unglückliche Schwester zu retten. Er sah nun, wie der Knabe am Hinterteile des Pferdes eine Klappe öffnete und dem Innenraume einige Kleidungsstücke entnahm. Jetzt wußte er auch, daß er es nicht mit einem Engel, sondern mit einem Menschen zu thun habe. Deshalb war sein Staunen über die wunderbare Maschine grenzenlos.

Aber Richard bedeutete ihm, jetzt nicht zu fragen, dann nannte er seinen Namen, erwähnte, daß er Ingenieur sei und daß die Maschine, die Georg schon kennen lernen würde, seine Erfindung wäre, Richard bat letzteren, sich anzuziehen und sich durch Speise und Trank zu stärken. Als Georg jetzt seiner Bitte entsprach, konnte er wenigstens das Aeußere der wunderbaren Maschine betrachten, an der sich Richard eben beschäftigte.

Das Roß, das ungefähr die Größe eines gewaltigen Zugpferdes hatte, war ganz aus Stahlplatten zusammengenietet und überall mit Gelenken versehen, sodaß es wohl ganz die Bewegungen eines natürlichen Tieres nachahmen konnte. Außerdem aber war es auch noch mit Schrauben, Ventilen und anderen Mechanismen bedeckt und mußte daher auch noch ganz andere Eigenschaften als ein lebendes Pferd besitzen. Eine ausführliche Beschreibung desselben war gar nicht möglich, denn wohin das Auge blickte, überall entdeckte es etwas

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)