Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Ich bin unschuldig,“ flüsterte Georg, „denn habe ich auch einen Menschen getötet, so geschah es nur in Notwehr.“

„Erzähle mir, wie Du in diese furchtbare Lage kamst, und nenne mir den, der eine solche teuflische Rache ausfindig machte, damit ich ihn zur Rechenschaft ziehe.“

Während Richard den völlig nackten Mann, der über und über mit Abschürfungen bedeckt war, wenn er auch sonst keine gefährlichen Verletzungen davongetragen hatte, mit Wein und Oel wusch, erzählte dieser mit häufig stockender Stimme, daß er nach dem Tode seiner Eltern zusammen mit seiner Schwester und den nötigen Landarbeitern eine Farm auf englischem Gebiete an der Grenze Transvaals bewirtschaftet habe. Mochte er auch mit deutscher Offenheit manchmal über englische Anmaßung gesprochen haben, den Gesetzen, unter denen er nun einmal stand, hatte er sich doch stets untergeordnet und auch seine Steuern immer pünktlich bezahlt. Aber da seine Schwester Anna ein schönes Mädchen war und von den Werbungen des sich allmächtig dünkenden Polizeihauptmannes nichts wissen wollte, dem Georg schon das Haus hatte verbieten müssen, um seine Ehre und die seiner Schwester zu schützen – so war er in den Augen des Mister Litton zum Verbrecher geworden. Es war nach dessen Ansicht eine unverzeihliche Frechheit, daß die beiden Deutschen ihm auf englischem Gebiete zu trotzen wagten.

Als Georg nun gestern morgen von einer weiten Reise zurückkam, fand er seine Farm von englischen Polizisten besetzt, die wie die Gebieter auftraten, und erschien gerade noch zur rechten Zeit, um Anna vor den Zudringlichkeiten des Hauptmannes zu retten. Die Züchtigung, die er Mister Litton dafür mit der Reitpeitsche zuteil werden ließ, hatte dieser daher wohl verdient. Dann kam es zum offenen Kampfe, in dem Georg einen Soldaten tötete, darauf wurde er überwältigt, und das Folgende wissen wir bereits ausführlich.

„Der Schurke soll seiner Strafe nicht entgehen,“ wiederholte

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)