Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vorbei. Dann fühlte er, wie sein Tier stehen blieb und er selbst von einem Arm umschlungen wurde, und endlich fiel er abermals in Ohnmacht.




Auf dem Stahlroß.

Georg machte die Bewegung des Schluckens. Dadurch kam er wieder zu sich. O, wie so angenehm kühl rann es ihm durch den Leib! Ach, so hätte er ewig trinken mögen!

Als er die Augen aufschlug, sah er einen in dunkelgrünen Stoff gekleideten Knaben vor sich stehen, der ihm eine große Flasche an den Mund hielt, und als er, ohne mit Trinken aufzuhören, die Augen etwas weiter wandte, erblickte er auch das blanke Pferd, das jetzt steif dastand. Gewiß war es ganz aus Eisen oder Stahl, eine wunderbare, im Himmel von Engeln gefertigte Maschine, die ein irdisches Pferd nie eingeholt hätte.

Das war eine seltsame Schlußfolgerung, aber bei einem Menschen, der eben aus einer Ohnmacht erwacht ist, nachdem er so Schreckliches durchgemacht hat, wohl begreiflich.

„Bist Du ein Engel?“ war Georgs erstes Wort, als er mit Trinken absetzte.

Statt hierauf eine direkte Antwort zu geben, hob der Knabe die Hand zum Himmel empor und antwortete feierlich:

„So wahr ich ein Mensch bin wie Du, Unglücklicher, schwöre ich hiermit, diese ungeheuerliche Schandthat an dem zu rächen, der ihren Plan ersonnen hat, auf daß nicht die Sonne über mir vor Scham erblinde und der Himmel nicht feurigen Schwefel auch über die Unschuldigen regnen lasse. Und hättest Du auch selbst eine so furchtbare Sünde begangen, daß Du die ewige Verdammnis verdientest, so will ich Dich doch rächen und den Teufel ausfindig machen und ihn mit dem Tode bestrafen, der so Entsetzliches an Dir verbrochen hat.“

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)