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zu Gott und selbst zum Teufel, denn auch die Hölle wäre ihm willkommen gewesen, wenn nur sein Zustand ein Ende nahm. Endlich machte ihn ein abermaliges Wälzen des Pferdes bewußtlos, doch der Schmerz der davongetragenen Quetschwunden brachte ihn wieder zur Besinnung.

„Herr, habe Erbarmen mit mir, mache meinen Qualen ein Ende,“ wimmerte er, ohne noch einer Thräne in den leergebrannten Augen fähig zu sein.

Da war es ihm, als ob er etwas in der Sonne blitzen sähe. Er achtete nicht darauf, es funkelte ihm ja beständig vor den Augen. Jetzt aber machte das Pferd, das sich nicht mehr warf, sondern nur noch scharf jagte, eine Wendung, sodaß er deutlicher sehen konnte. So erkannte er denn, daß es ein silbergraues, und zwar kein natürliches, sondern anscheinend ein aus Stahl gebautes Pferd war, was ihm vorhin aufgefallen. Die mechanische Konstruktion desselben war unverkennbar, doch bemerkte er auf demselben einen Jüngling. Das Stahlroß jagte hinter dem wilden Pferde her, dem der Reiter vergeblich von der Seite beizukommen suchte, da der Wildling dessen Absicht durch Ausschlagen völlig unmöglich machte.

Jetzt brachen aus den Nüstern des Geisterpferdes zwei mächtige Feuerstrahlen hervor.

Ja, gewiß, es war ein Geisterpferd mit einem Engel, ihm zur Rettung vom Himmel gesandt! Der Unglückliche befand sich ja in einer Verfassung, daß er nichts mehr für unmöglich hielt.

„Zu Hilfe, zu Hilfe!“ wimmerte er, sich der deutschen Sprache bedienend.

„Nur Mut, nur noch einen Augenblick,“ erklang es da, und diese Worte deuchten dem Unglücklichen Engelsmusik zu sein, „ich mag nicht schießen, ich könnte Dich treffen. Aber Dein Pferd entgeht mir nicht!“

Etwas Blendendes und Heißes jagte darauf an Georg

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Robert Kraft: Das Stahlroß. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Stahlro%C3%9F.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)