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„Schade, daß wir morgen wieder von hier fortmüssen. Dort im Hafen von Maskat liegt schon der Dampfer, der uns zunächst bis Basra bringen wird, von wo wir dann den Tigris flußaufwärts nach Bagdad gelangen werden.“ – Der, der dies im Tone leisen Bedauerns sagte, war ein eben erst dem Knabenalter entwachsener, schlanker Jüngling namens Heinz Brennert, ein Neffe des reichen Chemikers Doktor Wallner, der sich soeben behaglich eine Zigarre anzündete und dann seinem jungen Verwandten erwiderte:

„Wir kennen nun ein gut Stück Arabien, mein lieber Heinz. Geben wir uns damit zufrieden. Auch eine Vergnügungsreise muß mal ein Ende haben. Bedenke außerdem, daß wir auf der Fahrt von hier nach Bagdad und weiterhin auf dem Wege nach Konstantinopel noch genug zu sehen bekommen werden.“

Doktor Wallner war ein kleiner, hagerer Herr mit recht dünnem blonden Schnurrbart, trug eine Brille mit runden Gläsern und Horneinfassung vor den kurzsichtigen Augen und besaß nebenbei manche Eigentümlichkeit, die ihn daheim in Berlin in seinen Bekanntenkreisen längst zu einem Sonderling gestempelt hatten. Als wohlhabender Junggeselle war er zusammen mit seinem Neffen vor acht Wochen von Genua zunächst nach Kairo gereist, wo sich den beiden ein dritter Deutscher, der Bergingenieur Gustav Ring, angeschlossen hatte. Gemeinsam hatte man sich Ägypten, verschiedene Küstenplätze des Roten Meeres, dann auch Aden, die englische Felsenfeste an der Südecke Arabiens, angesehen, war weiter zu Schiff nach Maskat gelangt, wo längere Zeit Aufenthalt genommen wurde, da Ring hier das Küstengebirge auf das Vorhandensein wichtiger Erzgänge untersuchen wollte.

Das Ergebnis dieser in aller Heimlichkeit ausgeführten Streifzüge in die Berge war bisher recht unbefriedigend gewesen, und Ring hatte deshalb beschlossen, von allen weiteren Versuchen nach dieser Richtung hin Abstand zu nehmen. Er war ein kräftiger, unternehmender Mann in den besten Jahren, dabei weitgereist und eine von jenen vielseitigen Naturen, die, wenn es nottut, ebenso gut Kellner oder Hotelwart wie Leiter einer Jagdexpedition

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W. Belka: Das Rätsel des Dschebel el Dachali. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_R%C3%A4tsel_des_Dschebel_el_Dachali.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)