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hingemordet hatte. Anders sollte er sterben, im leuchtenden Sonnenschein, angesichts einer üppig wuchernden Natur, inmitten einer Landschaft, die alles bot, selbst einen verwöhnten Gaumen zu befriedigen.

Ja – August Wend hatte selbst tagelangem Hunger getrotzt. Und seine Widerstandsfähigkeit, sein Trieb zum Leben hatten dann noch einen neuen Ansporn durch eine Holztafel erhalten, die er in dem Felsengange vorfand und deren Inschrift ihm, halb zu seiner maßlosen Freude, halb zu seiner herben Enttäuschung, besagte, daß sein Neffe und dessen Gefährte Peter Strupp diesen selben unterirdischen Weg glücklich zurückgelegt und dann ein Land entdeckt hätten, dem sie den Namen Gigantea gegeben.

Der Tunnel führte also hinaus in die Freiheit, an die Oberwelt! Das war August Wend zunächst das wichtigste gewesen. Neu belebt hatte er den Marsch fortgesetzt, und gerade am Morgen bemerkte er dann vor sich einen breiten, hellen Lichtschimmer: Die Sonne fiel mit gleißenden Strahlen in den breiten Schlund hinein, der den Ausgang des Felsenganges bildete!

Ein triumphierendes Lächeln umspielte den grausamen Mund des Steuermanns, der jetzt draußen im warmen Sonnenlicht stand, mit vollen Zügen die milde Luft einatmete und staunend dabei die Augen über das Tal und die ferne Landschaft hingleiten ließ, wo alles grünte und blühte, wo Bäume und Sträucher von einer nie geschauten Größe gediehen, wo nirgends etwas von den Eis- und Schneemassen zu bemerken war, die doch eigentlich hier hätten alles Leben unter sich begraben müssen! Denn – daß dieses Land Gigantea am Südpol lag, nur liegen konnte, wußte der Steuermann mit aller Bestimmtheit. Über sechs Wochen hatte der Marsch durch die Tiefen der Erde unter dem Südpolarmeer hinweg gedauert! Mithin mußte eine Entfernung zurückgelegt worden sein, die der Strecke bis mitten hinein in die Antarktis, wo noch keines Menschen Fuß je gewandelt, entsprach.




Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Land Gigantea. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Land_Gigantea.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)