Seite:Das Land Gigantea.pdf/5

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Plänen Erfüllten erkennen zu lassen, daß der Platz, wo Ernst Pötter sich zum Schlafe niedergelegt hatte, leer war.

Der Steuermann wurde sofort von unbestimmtem Mißtrauen erfaßt. Sollte etwa der Junge sich heimlich mit den ganzen Lebensmitteln auf und davon gemacht haben?! Dann war, wenn er genügend Vorsprung hatte, der Zurückgebliebene verloren.

Ein eisiger Schreck durchzuckte bei diesem Gedanken den Steuermann, der nun mit einem Ruck sich erhob und die Stelle beleuchtete, wo er am Abend vorher die kleine Laterne hingestellt hatte. Nichts da! Die Laterne war verschwunden.

Aber die größere fand er noch vor, zündete sie an, trat zu dem Gepäck, untersuchte den Lebensmittelvorrat.

Das, was noch vorhanden, war nur mehr die Hälfte dessen, was gestern abend dagewesen! – Dem Steuermann dämmerte plötzlich die Wahrheit auf. Kein Zweifel! Ernst Pötter mußte geahnt haben, daß sein Leben durch seinen Begleiter bedroht war; er war dem Verhängnis entflohen, hatte die Hälfte des Proviants mitgenommen, ebenso die kleinere Laterne und genügend Petroleum.

Ein schrecklicher Fluch kam über des Enttäuschten Lippen. Dann aber raffte er schleunigst das Gepäck auf, machte sich marschfertig und eilte weiter in das Dunkel und die schaurige Einsamkeit des Felsenganges hinein.

Tage voller Entbehrungen, voller unerhörter Mühsale warteten des hastig Vorwärtsstürmenden, der immer noch hoffte, seinen entwichenen Gefährten einzuholen. Hätte August Wend nicht einen so widerstandsfähigen Körper besessen, würde er das Licht der Sonne nie mehr geschaut haben. Verdient hatte er es gewiß nicht, daß es ihm glückte, das Ende des Tunnels zu erreichen. Doch – die Vorsehung hatte eben Besonderes mit ihm vor. Der Hungertod im Schoße der Erde schien ihr nicht die genügende Strafe für diesen Bösewicht, der aus Goldgier so viele Menschen

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Land Gigantea. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Land_Gigantea.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)