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selbst hätten sie verhungern müssen. Die einzige Hoffnung für sie blieb der Felsengang, der sie vielleicht wieder an die Oberwelt brachte. Vielleicht! Und die Unsicherheit dieser Hoffnung war dem Steuermann mit jedem weiteren Marschtage in dem fortgesetzt in südlicher Richtung verlaufenden Felsengang immer klarer zum Bewußtsein gekommen. Er, der mit der geographischen Lage der Heard-Insel genügend vertraut war, sagte sich, daß diese Richtung direkt auf den Südpol zuführe, also in eines der unwirtlichsten Gebiete der Erde. Sind doch die Südpolarländer im Gegensatz zu den Nordpolargegenden, wo man wenigstens Eisbären, Eisfüchse und anderes Getier sowie als behändige Bewohner der gemäßigten Landstriche die Eskimos antrifft, von einer Armseligkeit an tierischem und pflanzlichem Lebens, die sämtliche Forschungsreisende besonders hervorgehoben haben, wie ja überhaupt die Antarktis, das Südpolargebiet, dem Vordringen kühner Reisender stets sehr bald unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg gelegt hat.

August Wend hatte also geträumt und war darüber erwacht. Noch halb schlaftrunken starrte er vor sich hin in die durch keinerlei Lichtstrahl gemilderte Dunkelheit. Ihm kamen jetzt plötzlich, wie in den letzten Tagen so oft, seltsame Gedanken. Die schuldbeladene Seele dieses riesenstarken, kaltblütigen Mannes wurde durch die aufdämmernde Erkenntnis beunruhigt, daß all seine Verbrechen, die er aus Habgier begangen hatte, so die Beseitigung des größten Teiles der Besatzung des mit Goldbarren beladenen Dampfers Najade und die spätere Aussetzung der drei Überlebenden auf der Heard-Insel, weiter sein geduldiges Warten daheim in der Hafenstadt Heilmünde auf eine günstige und sichere Gelegenheit, die Goldschätze der Najade, die er auf den Kerguelen-Inseln versteckt hatte, zu bergen, – daß all diese mit größter verbrecherischer Schlauheit und kluger Ausdauer durchgeführten Pläne nun doch noch scheitern würden und daß es der rächende Arm der Vorsehung gewesen, der ihn gerade jetzt, wo er mit der Frigga die Goldbarren

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W. Belka: Das Land Gigantea. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Land_Gigantea.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)