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war, womöglich eine der bereits unter ewigem Schnee begrabenen Bergspitzen zu erreichen, um von da aus einen Blick auf das Land jenseits des Gebirges zu werfen. Es gelang dann jedoch nur Kräwel allein, den von den Forschern als Ziel ihres Fluges vorgesehenen Gipfel mit Hilfe der zahmen geflügelten Eidechse zu gewinnen. Seifferts Reittier versagte, als man sich in einer Höhe von etwa 3000 Meter befand, wahrscheinlich infolge der immer dünner und kälter werdenden Luft, während des Ingenieurs weit kräftigerer Flugdrache ihn bis auf ein Schneefeld dicht unterhalb der höchsten Erhebung des Bergmassivs beförderte. Hier stieg Kräwel ab und erklomm den Rest des Weges zu Fuß. Hinter ihm lag nun sonnenüberstrahlt das wunderbare Land, in das ihn ein seltsames Zusammentreffen von Umständen geleitet hatte: vor ihm aber jener unermeßliche Eis- und Schneegürtel, die eigentliche Antarktis, überall weißglänzend, überall tot und starr unter dem Eiseshauch einer nie geringer werdenden Kälte. Kräwel stand, geradezu überwältigt von diesem Anblick der weißen, stillen Unendlichkeit, eine ganze Weile regungslos da. Das, was ihm hier zu schauen vergönnt war, hatte noch keines Sterblichen Auge genossen. Dann merkte er jedoch sehr bald, wie die Kälte seine für eine so niedrige Temperatur nicht geeignete Kleidung durchdrang, wie auch die Folgen der dünnen Luft hier oben sich durch Ohrensausen, Herzklopfen und Nasenbluten recht unangenehm bemerkbar machten. Er mußte zurück, mußte umkehren. Seinen braven Flugdrachen fand er auf dem Schneefelde halb erstarrt vor. Nur recht schwerfällig erhob das mächtige Tier sich in die Lüfte, und der Gleitflug abwärts in die wärmeren Regionen des Gebirges hätte fast mit einem jähen Sturz geendet, da der Rieseneidechse mit einem Male die Kräfte zu versagen drohten. Kräwel ließ das Riesenreptil daher schnell auf einem breiten, grasbewachsenen Felsplateau landen, wo er eine Herde von etwa dreißig Stück unserem heutigen Lama ähnlichen Tieren aufscheuchte. Wie so oft, hatte auch dieses halbe Mißgeschick

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W. Belka: Das Land Gigantea. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Land_Gigantea.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)