Doch dort vom Lichte blendend überflossen,
Ein mächtig Bild, in Stein und Erz gegossen,
Seh triumphirend ich dort oben stehen.
Das ist Armin! – Er hält dort oben Wache
Durch alle Zeit für Deutschlands Herrlichkeit;
Dem Frevler an, der jemals sie entweiht.
Gespannten Blickes hebt er seine Augen;
Ist es nach Rom, ist es zum Seinestrand?
Sieht Nattern er am Mark des Volkes sangen?
Er scheint zu warnen, scheint sein Volk zu mahnen,
In Lässigkeit nicht Aug’ und Arm zu senken –:
„Rom schleichet stets auf nachtumhüllten Bahnen,
In jeder Form sucht es sein Gift zu schenken!
Und kann es sie nicht mit dem Schwerte lenken,
So wird es Fesseln für die Seelen planen,
Um sie in Nacht und Knechtschaft zu versenken.
Rom ist die Nacht, und Deutschland ist das Licht,
D’rum, eh’ die Freiheit nicht ihr Amen spricht,
Dürft eure Schwerter ihr nicht rosten lassen!“ –
Sanft sinkt der Tag. Die Stimme ist verhallt,
Die tönende dort aus dem erz’nen Munde;
Sich wundersam im sand’gen Sennegrunde.
Zum Winnefelde huscht er sacht heran,
Gespenstisch wallt er auf den dunklen Buchen,
Als wollte dort der alte Römersmann
Dort liegt Aliso! die zerrißnen Mauern
Umzuckt von fernher fahler Wetterschein –
So zuckt noch heute jener Weltschlacht Schauern
Um dieses Blachfelds ernsten Todtenschrein.
Der dürstend sucht nach frischen Bergesquellen,
Stört noch die Ruh dem modernden Gebein,
Zerstampfend seine Immortellen! –
Ernst Meyer-Detmold.
: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Hermanns-Denkmal_und_der_Teutoburger_Wald.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)