2.
Lang’, o lange, lang’ ist’s her;
Fünfzig Jahre sind’s, und mehr;
An der Stelle war’s wo heut
Ragt das Denkmal auf dem Teut.
Auf und ab im Werrethal,
Teut und Königsberg hinan
Führte mich so der theure Mann!
Gab mir Lehre so im Gehn;
Denen die Schlacht und ihre Statt
Tapfer er gerettet hat.
O, des Streits: Hier oder dort!
Da sprach Er: „Dies ist der Ort!
Sprach’s und schrieb’s, – und das schlug durch!
Und nun flammt des Helden Bild,
Hünenleib mit Schwert und Schild,
Blitzt und flammt von Hermanns Horst
Und dem Meister, der es schuf,
Jubelt tausendstimmiger Ruf:
Ruf des Volkes, das zur Fahrt
Auf den Hermann froh sich schart.
Doch dann wend’ ich still den Schritt,
Schlag’ mich durch den Wald seitab,
Such’ im Thal ein liebes Grab.
Jenes, drin der Gute ruht,
Folgte über Heck und Schling,
Wenn er teutoburgen ging.
Teutoburger Wald, sag’ an,
Werthest du auch noch den Mann?
Denkt ihr eurer Schuld an ihn?
Sicherlich! Ein ernster Kranz,
Dank und Lohn des Vaterlands,
Eichenlaub von seinem Teut,
Und zu dem Kranz meinen Kranz,
Dankbartreuen Schülers Kranz,
Rauschend im Wehn der Werreluft,
Leg’ ich fromm auf seine Gruft.
Die mich zog, du theure Hand!
Forscherhand, die schrieb das Buch:·
Wo Hermann den Varus schlug!
Ferdinand Freiligrath.
: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Hermanns-Denkmal_und_der_Teutoburger_Wald.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)