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mit Hilfe eines Fernglases genau verfolgt worden. Dieser Dampfer, der zu beiden Seiten des Bugs in goldenen Buchstaben den Namen Najade trug, schlich schneckengleich durch die mäßig bewegten Wogen dahin, als sei die Kraft seiner Maschinen im Schwinden begriffen. Der Mann aber, der für Kerguelenland ein so lebhaftes Interesse bezeigte, daß er, auf der Kommandobrücke stehend, das Glas kaum von den Augen ließ, dieser breitschultrige Hüne mit dem finsteren, verschlossenen Gesicht, war der zweite Steuermann der Najade, ein Deutscher namens August Wend, und einer der vier Leute der Besatzung, die einer unterwegs ausgebrochenen Gelbfieber-Seuche als einzige entgangen waren.

Der Steuermann murmelte jetzt eine Verwünschung vor sich hin. „Verd… Nebel! Wir könnten uns längst in einem der Kanäle in Sicherheit befinden, wenn nicht diese scheußlichen grauen Wolken die Aussicht so völlig versperrt hätten! Ich muß ja vorsichtig sein! Die Najade darf nicht gesehen werden! – Ah – jetzt endlich! – der Nebel verzieht sich. Nirgends ein anderes Fahrzeug. – Ich glaube, ich darf es wagen –“

Nach diesem halblauten Selbstgespräch schickte er durch den Maschinentelegraphen einen Befehl in den Raum hinab, wo zwei Matrosen im Schweiße ihres Angesichts notdürftig das Feuer unter einem der Kessel unterhielten und gleichzeitig all die Verrichtungen ausführten, die zur Bedienung der Maschine gehörten.

Die Najade bewies bald, daß sie doch noch leichtfüßiger war, als ihr Schneckentempo vorhin hatte vermuten lassen. Am nächsten Vormittag lag sie dann an einem Ankerplatz, der für ein Schiff recht ungewöhnlich war. Der Steuermann hatte in einem Boot erst lange suchen müssen, ehe dieses vortreffliche Versteck gefunden wurde. Es war eine riesige Grotte, die sich in die turmhohe, steile Uferwand einer kleinen, schmalen Bucht hineinerstreckte und deren Zugang durch Klippen in Gestalt von kolossalen Felsnadeln so gut

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)