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Infolge Mangels an Lebensmitteln und Trinkwasser[1] wurde ich immer schwächer, konnte die Pinasse nicht mehr bedienen, ließ sie treiben und erwartete den Tod. Dann bemerkte ich vorhin, aus einer Ohnmacht erwachend, den Dampfer und wollte mich aus der Kajüte mit letzter Kraft an Deck schleppen, um ein Notsignal zu geben. Ich sank jedoch auf der Treppe bewußtlos um.“

So ungefähr lautete in knapper Form wiedergegeben, August Wends größtenteils gut erfundener Bericht.

Der Kapitän des Dampfers hatte keine Veranlassung, dem Deutschen zu mißtrauen, glaubte ihm vielmehr alles wörtlich und nahm über die Begegnung mit der Pinasse ein Protokoll auf, das nachher die Grundlage für die amtliche Feststellung des Sachverhalts über den Untergang der Najade gab.

Die City of London erhielt in Kapstadt noch neue Fracht für Plymouth, setzte dann ihre Reise fort und brachte den angeblich so hart geprüften Schiffbrüchigen wohlbehalten nach England.

In London kleidete sich August Wend, der es verstanden hatte, sechs Goldbarren mit auf den Australienfahrer zu schmuggeln, neu ein, ließ sich von Zeitungsberichterstattern gegen gute Bezahlung über seine Abenteuer ausfragen, log immer mehr Einzelheiten über den „Schiffbruch“ der Najade hinzu und genoß das Großstadtleben wochenlang in vollen Zügen.

Als er eines Abends in einer Singspielhalle allein an einem Tische saß und sich bei den mäßigen Künsten einiger Negersänger langweilte, kaufte er einem kleinen, zerlumpten Zeitungshändler eine alte Nummer einer englischen Zeitschrift ab, die hauptsächlich auf grobe Sensationen zugeschnitten war.

Eine Photographie in diesem Blatte, besser die Unterschrift, rief ihm die langen, einsamen Monate auf den Kerguelen urplötzlich mit aller Lebendigkeit ins Gedächtnis zurück.

Unter dem Bilde stand:

Die Flucht des deutschen Mörders Peter
  1. Vorlage: teilweise unleserlich, Wort ergänzt
Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)