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trieb mich, obwohl es bereits Abend war, als ich die Hügelketten passiert hatte, immer noch vorwärts. Richtig dunkel wurde es ja nicht mehr. Der Einfluß der Nähe des Südpols machte sich immer mehr geltend, wo ja vom 23. September bis zum 20. März beständiger Tag ist und die Sonne überhaupt nicht untergeht.

Gegen Mitternacht glaubte ich die Bucht gefunden zu haben, wo die Jolle liegen mußte.

Mußte! – Daß sie verschwunden sein könnte, – dieser Gedanke hatte mich zuletzt dauernd gequält, und – nicht zu Unrecht, wie sich nun herausstellte, nachdem ich mich überzeugt hatte, daß ich mich wirklich in der richtigen Bucht befand. Meine Jolle war nicht mehr da. War – entführt worden, wie ich aus verschiedenen Anzeigen schloß; entführt ohne Zweifel von meinem alten Feinde, dem Unbekannten!

Ich war über diese niederschmetternde, folgenschwere Entdeckung so entsetzt, daß ich kraftlos auf ein Felsstück sank. In meinem Hirn raste eine wilde Jagd von allerlei angstvollen Gedanken, deren quälendster der war, daß der Unbekannte von dem Versteck des Goldes in der kleineren Grotte sich Kenntnis verschafft haben und meine Schätze rauben könnte.

Ich will hier nicht weiter ausmalen, was ich damals gelitten habe. Bis zum Morgen saß ich unbeweglich da und grübelte und grübelte. Dann wieder dachte ich, ich müßte mich geirrt haben, und dies sei gar nicht die Bucht, in der ich vor zwei Tagen gelandet war. Ich untersuchte daher die Uferstelle nochmals, wo die Jolle von mir – vielleicht – an Land gezogen worden war. – Nein – nicht „vielleicht“! Ich sah die Spuren des Bodenanstrichs des Bootes auf den Steinen, sah auch, wo die rostige Kette von mir um eine Felsnase geschlungen worden war. Ich war also an der richtigen Stelle.

Eine Woche lang hauste ich nun zunächst in einer nahen, höhlenartigen Vertiefung einer Steilwand. Dann war mein Proviant aufgezehrt. Bei dem Versuche, Vogeleier auf den Randfelsen des Ufers zu

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)