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wiedergeben, daß es wie Lärm von Gefechten klang und zwangen mich zur größten Vorsicht in meinen Bewegungen – mich, den Robinson von Kerguelenland. Meine Jagdausflüge stellte ich ein, wagte mich nur abends ins Freie. Und doch wäre ich einem Boote, in dem ein einzelner Mann den Howe-Sund, die Wasserstraße zwischen meiner und der Howe-Insel, bei Mondlicht befuhr, beinahe in die Arme gelaufen – besser – „gerudert“. Ich konnte ihm noch ausweichen, ohne daß er mich bemerkte. Sein Boot glitt keine drei Meter entfernt an mir vorüber, der ich in der Jolle im Schatten einer einsamen Klippe hockte.

Es war ein mittelgroßer, magerer Kerl, wie ich feststellen konnte. Er trug eine dunkle Schirmmütze einen dunklen Anzug und um den Hals ein helleres, offenbar seidenes Tuch. Ich kann nur annehmen, daß er eine Art Gelehrter ist, der die Fischdampfer zu irgend welchen Forschungen begleitet hat. Nach einem Seemann sah er nicht aus.

Nur einmal hatte ich eine solche Begegnung. Und trotzdem bewies sie mir, daß ein unglücklicher Zufall mein Geheimnis und den Ankerplatz der Najade einem Fremden sehr wohl verraten kann.

Deshalb werde ich jetzt, nachdem die französischen Dampfer gestern nachmittag früher, als ich gehofft hatte, diese Gewässer wieder verlassen haben, das Gold der Najade anderswo an Land verbergen. Sicher ist sicher! Entdeckt man das Schiff in seinem merkwürdigen Hafen, so soll man nichts darin finden als eine zwar wertvolle, aber nicht goldene Ladung!

30. April. – Das Versteck ist gefunden – auf der Grotteninsel selbst, dicht am Gestade einer Abzweigung der Bucht. Es ist eine Höhle, ähnlich dem Riesendom aus Fels, in dem die Najade liegt, nur bedeutend kleiner, kaum zehn Meter im Durchmesser und mit einem Eingang versehen, der knapp meine Jolle durchläßt. Dort lagert nun das Gold, lagern die schweren goldenen Barren, deren schwacher Rotglanz mein Herz immer wieder schneller schlagen läßt, der mich berauscht, der mich aussöhnt mit meiner Einsamkeit,

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)