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vorsichtiger fahren. Nach weiteren zehn Minuten hielten wir vor einer Brücke, unter der der Gletscherbach des Buarbrä schäumend und gurgelnd dahinschoß.

Wir stiegen ab und verbargen die Räder im Gebüsch neben dem Fußwege, der von hier steil in einem engen Tale am Gletscherbach entlang zum Buarbrä hinaufläuft. Die Laternen nahmen wir mit, denn ohne Licht hätte man sich nachts auf diesem Pfade Hals und Beine gebrochen.

Eine eisige Luft strich dieses Seitental entlang. Man spürte die Nähe des Gletschers immer mehr. Rechts von uns wieder himmelhohe Wände, alles dunkler Granit.

Stellenweise war der Pfad von Steinlawinen völlig bedeckt, die im Frühjahr bei der Schneeschmelze hervorgerufen wurden und dann ein Passieren dieses Weges zu einer steten Lebensgefahr machten.

Die Kletterei war ermüdend. Der Gletscherbach führte sehr viel Wasser. Wir mußten häufig nach rechts ausbiegen und ein Stück aufwärts klimmen.

Als wir gerade abermals einer überfluteten Stelle dieses jämmerlichen Weges, der diese Bezeichnung gar nicht verdiente, ausgewichen waren und zwischen Steinschutt mitten auf einem sanft ansteigenden Geröllfelde dahinschritten, blieb Harald plötzlich stehen. Er war mir stets ein paar Schritte voraus.

„Da ist es wieder!“ sagte er seltsam erregt und deutete nach oben, wo die Steilwände sich wie finstere Riesenmauern emporreckten.

Ich folgte mit den Augen der Richtung seiner Hand und gewahrte nun ein schwaches Licht, das sich etwa zweihundert Meter rechts in der Höhe hin und her bewegte.

„Wenn ich nicht wüßte, daß Raupach-Ruperti noch im Hotel Hardanger weilte, als wir es verließen,“ fügte Harst leise und grüblerisch hinzu, „dann könnte ich fast fürchten, wir –“

Ein schwacher Knall von rechts oben schnitt ihm das Wort ab.

Wir stierten aufwärts.

Das Licht war verschwunden.

Dann – dann dort oben ein Poltern und Krachen, das im Moment zu einem wahnwitzigen Getöse anschwoll.

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/53&oldid=- (Version vom 30.6.2018)