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Sie stehen doch mit Olavsen recht vertraut, sind gute Freunde. Hat er Ihnen vielleicht mitgeteilt, ob er jetzt nach Thoras Tod erfahren hat, wohin diese die Ausflüge mit ihrem Motorrad unternommen hatte. Sie war doch im vergangenen Sommer viermal längere Zeit von Hause abwesend –“

Lotte Balnör preßte für einen Moment die Lippen fest zusammen und atmete so hastig und schwer, als müßte sie gewaltsam eine starke Erregung unterdrücken. Dann rief sie klagend:

„Erinnern Sie mich nicht auch noch an diese Schlechtigkeiten meines Mannes, Herr Harst! Viermal war auch er in den Monaten Mai, Juni und Juli des Vorjahres angeblich aus Berufsgründen nach Kopenhagen gereist! In Wahrheit wird er sich mit Thora getroffen haben! – Was Ihre Frage angeht: ja – durch einen Zufall hat Doktor Olavsen im Januar dieses Jahren herausbekommen, daß Thora ihr Motorrad des öfteren von hier mit der Bahn nach Skien befördern ließ. Also wird diese Stadt wohl der Ort der Stelldicheins gewesen sein.“

„Möglich wäre das,“ meinte Harald gleichgültig. „Noch etwas, gnädige Frau. Hat Olavsen Sie in seine Vermögensverhältnisse beziehungsweise in die Art der Anlage seiner Kapitalien eingeweiht. Fischer Brodersen in Söndar erzählte mir heute mittag, daß der Herr Doktor die Absicht gehabt habe, ein kleines, hübsch gelegenes Landgut am Fjord zu erwerben, wo er später fern dem Treiben der Welt wohnen wollte –“

„Olavsen deutete so etwas Ähnliches an, Herr Harst,“ erklärte Frau Lotte und errötete leicht.

„Vielleicht wollte er mit seiner – Gattin sich auf dieses Gut zurückziehen,“ sagte Harald mit jenem gütigen Blick, aus dem seine mitfühlende, alles verstehende Seele so deutlich spricht. „Und sonst, gnädige Frau, – ob Olavsen wohl größere Summen Bargeld im Hause zu haben pflegte?“

Der Reeder mischte sich jetzt ein. „Ich weiß, worauf Sie es abgesehen haben, Herr Harst: Sie möchten feststellen, ob dieses Verschwinden Olavsens etwa mit einem Raube Hand in Hand geht – einem Diebstahl in seinem

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/45&oldid=- (Version vom 30.6.2018)