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„– Ich mache kein Hehl daraus, daß mir Olavsen jetzt hier in Christiania ein lieber, treuer Freund geworden. Er, der sich zu derselben Zeit um mich bewarb, als der Andere mich zu umgarnen verstand, hat mir seine tiefe Liebe bewahrt. Deshalb auch mein großes Interesse für seine Person, das sich hier in diesem Briefe zeigt, der nichts anderes als die flehende Bitte ist, Sigurds plötzliches Verschwinden aufzuklären, sehr verehrter Herr Harst. Ich weiß ja, daß Sie als Rekonvaleszent irgendwo im Süden weilen. In den Zeitungen war zu lesen, Sie hielten Ihren Aufenthaltsort geheim, damit Sie ganz unbelästigt blieben. Meine beiden Glückwunschschreiben zu Ihrer Genesung, die nach Berlin-Schmargendorf gerichtet waren, werden Sie also auch erst verspätet erhalten.
Nun lassen Sie mich Ihnen die Vorfälle hier schildern, wie ich sie zum Teil miterlebt habe –“

Ich möchte diese Schilderung etwas knapper fassen und gebe sie hier mit meinen Worten wieder.

Am 15. März war Sigurd Olavsen abends bei Frau Lottes Eltern zu Gaste. Um 9 Uhr wurde er an das Telephon gerufen. Als er in das Wohnzimmer wieder zurückkehrte, erklärte er, er müsse sofort zu einem Patienten, der eine halbe Meile von Christiania entfernt in einem Dörfchen am Ostufer des Christianiafjords wohnte: er wolle mit seinem Motorboot dorthin fahren, weil dies am schnellsten ginge: der Fjord sei ja bereits eisfrei.

Frau Lotte hatte darauf den Wunsch geäußert, ihn zu begleiten. Die Nacht war mondhell, und der Reeder Gunnar Balnör, Frau Lottes Vater, war bereit, ebenfalls mitzufahren.

Um halb zehn verließ das Motorboot, das eine kleine Heckkajüte hatte, den Hafen und landete gegen dreiviertel zehn an dem Holzstege des Dorfes Söndar. Olavsen stieg mit seiner Instrumententasche aus und eilte den nahen Häusern zu, während Vater und Tochter im Boote blieben. Olavsen hatte ihnen erklärt, er würde spätestens nach zwanzig Minuten wieder zurück sein.

Doch – eine Stunde verstrich, und er erschien noch immer

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/37&oldid=- (Version vom 30.6.2018)