Und wieder ein Poltern …
Nur entfernter …
Nochmals – nochmals …
„Teufel, wo mögen wir sein?“ läßt der Doktor sich wiederum vernehmen …
„Keine Ahnung … Offenbar in einem Felsentale …“
„Ich fühle Grasbüschel, Schraut …“
„Ich auch …“
„Es stinkt hier so merkwürdig ..!“ Und Amalgi niest wieder …
„Das ist der Augenlappen, Doktor …“
„Irrtum – das ist … Leichengeruch … Jede Wette gehe ich ein: menschliche Leichen im Zustand vorgeschrittener Verwesung!“
Hm – er mag recht haben ..!
Ja – wo sind wir eigentlich ..?!
Da – abermals Amalgi:
„Schraut, hier in der Nähe müssen mehrere Tote liegen … Der Regen läßt nach … Der Gestank ist kaum auszuhalten …“
Ich zaudere nicht länger, rolle mich näher an ihn heran.
Wir verständigen uns schnell …
Ich beginne ihm die Knoten der Handfesseln zu lösen …
Mühsame Arbeit: es sind Riemen, nasse Riemen, und die Knoten sehr fest zugezogen.
Einige Fingernägel gehen flöten …
Meine Fingerspitzen schmerzen …
Endlich!!
Amalgi sagt:
„So – nun herunter mit den Lappen!“
Er reißt mir die verd.... Stänkerbinde ab … Ich sitze aufrecht … Blicke rundum …
Tiefste Finsternis …
Nicht die Hand vor Augen zu sehen …
Amalgi hockt wie ein Schatten neben mir, müht sich nun mit meinen Lederriemen ab …
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/11&oldid=- (Version vom 30.6.2018)