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Das Mädchen hielt sich sehr tapfer, weinte nicht, aber ihr Körper zuckte in meinen Armen, und Black, diesmal das Richtige treffend, krächzte sanft:[1] „Arme Kosima … arme Kosima …!“ und zwickte Kosima noch sanfter in das rosige Ohrläppchen.

Wir warteten.

Das Sonnenlicht überflutete fast den ganzen Himmel, die Robben zogen auf Fischfang ins Meer, die faulen Krokodile im Uferschlamm (Kuba kennt zwei Arten der großen Panzereidechsen) gähnten und klappten mit den Kiefern, und eine Schar Möwen stob wie eine weiße Wolke über die Bucht hinweg.

Kosima hob das Köpfchen, das Haar war heute noch nicht gebrannt, einige Löckchen fielen ihr in die Stirn, und mit festem, entschlossenen Ton sagte sie:

„Olaf, berichten Sie mir erst, was Sie während Ihrer Wache erlebten … Sie brauchen mich nicht zu schonen. Ich vertrage alles, Olaf, denn ich habe bereits mehr gelitten, als sonst einem Mädchen von neunzehn Jahren aufgebürdet wird.“

Berichten?!

… Daß Ernest Gardener als Dieb zum Tode verurteilt worden?!

Ich zauderte, – doch die Wahrheit mußte ja schließlich doch an den Tag, und es hieß nur Kosima quälen, ließe ich sie länger im Ungewissen.

Sie rührte sich nicht, sie blickte starr vor sich hin, um den Mund einen harten Zug, der noch nie so scharf ausgeprägt gewesen.

Sie fragte nichts …

Und dann, als ich geendet, kam die peinvolle Pause, das drückende Schweigen, sogar Mr. Black verhielt sich ausnahmsweise still.

  1. Vorlage: sanft. (Punkt anstatt Doppelpunkt)
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/120&oldid=- (Version vom 30.6.2018)