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sondern dagegen dem Gläubiger gestattet war, von seinem Schuldner statt des Zinses die Nutznießung von so vielen Ackern Landes, als dem Belauf der Schuld an Werth entsprachen, zu ziehen, bis der Schuldner durch andere Mittel seinen Gläubiger befriedigt hatte.

Außerdem ist dem Schuldner gestattet durch Ländereien, die mit der Schuld von gleichem Werth sind, dieselbe abzutragen; da aber ein Acker von 100 Gr. Werth nur 3½ Gr. an Erzeugnissen abwirft, so ziehen die Darleiher aus Habsucht es vor, die fälligen Zinsen zum Capital zu schlagen, und die Schuldner lassen sich das gefallen, damit ihnen die Ländereien zu ihrem Lebensunterhalt bleiben. Dieß ist der Grund, weshalb die Schulden der Insel zu einer so großen Summe angewachsen sind, und fortwährend sich vermehren müssen.

Die Gläubiger erhalten nur dann die Güter des Schuldners (aber immer unter den nämlichen Bedingungen), wenn alle seine liegenden Besitzungen seiner Schuld gleichgeschätzt werden: daher gehen alljährlich viele Familien nach Asien hinüber, um durch Feldarbeiten eine kleine Summe zu erwerben, und dann auf die Insel zurückzukehren.

Das gesammte Einkommen der Insel beträgt,
wie aus dem Zehnten hervorgeht:
1,615,000 Gr.
Nach Abzug des Zehnten: 61,500 Gr.
und der Einkünfte
der Klöster 40,000 Gr.
1,101,500 Gr.
1,513,500 Gr.
Es wird ferner angenommen für
gesponnene Seide
1,030,000 Gr.
Von zehentfreiem Obst und Viel,
das ausgeführt wird
1,025,000 Gr.
Durch Handarbeit auf den
benachbarten Inseln
1,010,000 Gr.
Durch den Handel 10200,000 Gr.
 Summa 10778,500 Gr.
Vorausgesetzt, daß jede Familie von den
eignen Erzeugnissen in Wein,
Feigen und Oel, und von der Einfuhr
verbraucht gegen 120 Gr. jährlich
10360,000 Gr.
Das auf der Insel selbst gewonnene Getreide,
welches den Bedarf für 9 Monate sichert,
beträgt 54,000 Scheffel zu 8 Piast.
10482,000 Gr.
Das für den Bedarf von 3 Monaten ein-
geführte Getreide 18,000
Scheffel à 12 Gr.
10216,000 Gr.
 Summa 1,008,000 Gr.
Nach der nämlichen ungefähren Rechnung ist
die Insel jährlich, außer den Zinsen
und Abgaben, verschuldet mit
10228,500 Gr.

Allen Bewohnern kann Hülfe und Heil zu Theil werden, wenn sie sich entschließen, Kartoffeln anzubauen. Dieses Product wird den Mangel an Getreide ersetzen, und dann keine so große Summe, als gegenwärtig aufgewendet wird, aus der Insel fließen.

Gleich nothwendig wäre es, einen Hafen anzulegen, was leicht in Kastron oder Korthion geschehen könnte, wodurch der Handel und das Seewesen und durch jene unmittelbar die Betreibung nützlicher Gewerbe, diese unerschöpfliche Quelle des Wohlstandes, in Aufnahme gebracht werden würde.



Die Landes von Bordeaux.


(Schluß.)


In dem Zustande der Unterdrückung und Knechtschaft, in welchem sich gegenwärtig die Gemeinden befinden, sind die Eigenthümer wenig geneigt, Veränderungen zu treffen. Sie sind des Einkommens gewiß, welches ihnen ihre Heerden sichern; niemand beschränkt sie in der Verwaltung dieser Art von Eigenthum. Die Heerden sind zwar schlecht, die Wolle, die sie liefern, ist grob, die Seuchen richten große Verheerungen unter ihnen an; aber sie bleiben immer ein Besitzthum, das sich von selbst wieder erneut, das keine Kosten, ja nicht die geringste Geldausgabe erfordert, und worüber, was das Wichtigste ist, jeder Eigenthümer disponiren kann, wie er will.

Von den Maßregeln, die man vorgeschlagen hat, um dieses Land der Cultur wiederzugeben, sind die wichtigsten die Austrocknung der Moräste, die das Land ungesund machen und das Aufhalten der Dünen, die durch ihr fortwährendes Vorrücken die Felder und Dörfer bedrohen und dem Regenwasser den Ausgang in das Meer verschließen. Schon haben diese Dünen auf einer Strecke von 50 Lieues die Breite einer Lieue, und ihre Hügel erheben sich zu einer Höhe von 180 Fuß über die Meeresfläche; wenn ihnen keine Schranken gesetzt werden, müssen sie zuletzt das ganze Land einnehmen und unbewohnbar machen. Die dritte Maßregel ist die Aufhebung des Systems der Gemeindegüter; die vierte die Eröffnung einer leichten Communication, welche die Vortheile des Anbaus erhöhte, eines Canals, der die Landes durchschnitte und die Gironde mit dem Adour verbände, und endlich die letzte die Colonisation durch fremde Einwanderer. Der Boden der Landes ist sandig, unfruchtbar, baumleer und des fließenden Wassers beraubt; aber er ist weniger trocken und undankbar, als es der des Caps der guten Hoffnung war. Diese Colonie, obgleich in einer unermeßlichen Entfernung von dem Mutterlande gelegen, ist überall angebaut und fruchtbar gemacht; wenn es nur irgend möglich gewesen wäre, einen Canal durch dieselbe zu ziehen, wäre sie eine der blühendesten Landschaften geworden.

Die Industrie, durch die Wissenschaft und den Reichthum unterstützt, würde alle Schwierigkeiten überwinden, welche die Natur darbietet; sie würde den Wogen des Meers und der Gewalt der Stürme Grenzen setzen; die Ausdünstungen der Moräste aufheben oder unschädlich machen; die durch den Regen gebildeten Ströme ableiten;

Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_644.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2023)