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Das Ausland. 1,2.1828

abgerechnet, durfte man sicher seyn, daß sie nach viertelstündigem Weiterziehen durchein naß geworden waren; während auf der andern Seite von höchster Wichtigkeit war, trockne Stücke zum Schlafen zu behalten. Sobald wir reisefertig waren, frühstückten wir warme Cacao und Zwieback, und nachdem wir dann unsere Sachen auf den Böten und Schlitten zurecht gelegt hatten um sie wo möglich vor dem Naßwerden zu sichern, traten wir unsere Tagreise an, und machten gewöhnlich 5 oder 5½ Stunden, hielten dann zum Mittagessen, und reisten wieder 4, 5 oder 6 Stunden, so wie es die Umstände erlaubten. Hierauf hielten wir an, der Nachtruhe wegen, wie wir es hießen, obgleich es gewöhnlich früh Morgens war, wobei wir die breiteste Eisfläche aussuchten, der wir uns nähern konnten, um die Bote darauf zu setzen, und zu verhüten, daß sie nicht durch Berührung mit andern Massen zerschellen oder weiter treiben möchten. Die Bote wurden der Länge nach an einander gelehnt, mit ihrem Hintertheil gegen den Wind gekehrt, dann wurden Schnee und Wasser herausgeschafft, die Segel über die Bambusmaste und drei Ruder als Zelte ausgespannt, und nur an dem Bug ein Eingang gelassen. Jeder zog nun trockne Strümpfe und Stiefel an; dann ging es an ein Ausbessern der etwa beschädigten Bote, Schlitten oder Kleider; nachdem wir alles auf die morgende Reise gehörig vorbereitet, setzten wir uns zum Abendbrode. Die meisten der Offiziere und der anderen Mannschaft rauchten ihre Pfeifen, was sehr viel zum Trocknen der Bote und Zelte beitrug und in unsern Behausungen eine Temperatur von 10° bis 15° erzeugte. Dieser Theil des Tages und nur dieser gewährte uns wahrhaften Genuß; die Leute erzählten ihre Geschichten und fochten alle ihre Schlachten wieder durch, so daß die nur zu oft erfolglosen Anstrengungen des Tages darob vergessen wurden. Während wir schliefen, wurde eine sich stündlich ablösende Wache aufgestellt, für den Fall, daß Bären erschienen, oder das Eis um uns her bräche; auch mußte sie darauf sehen, daß die Kleider trockneten. Wir beschlossen unsern Tag mit Gebet, und legten uns dann in unsern Pelzkleidern mit so viel Behagen zur Ruhe, als vielleicht wenige unter unsern Umständen für möglich hielten. Die einzige Unannehmlichkeit war, daß wir etwas im Raum beschränkt waren, und zu dicht und unbequem neben einander liegen mußten. Die Temperatur stieg während unseres Schlafens gewöhnlich von 36° bis 45°, je nach Beschaffenheit der äussern Atmosphäre; ein paar Mal hatten wir so windstilles und warmes Wetter, (bis zu 60°–66°), daß wir einen Theil unserer Pelzkleider abwerfen mußten. Nachdem wir sieben Stunden geschlafen hatten, gab der zur Bereitung der Cacao Aufgestellte, wenn diese fertig war, mit dem Horn ein Zeichen; wir erhoben uns und traten auf die oben beschriebene Weise unsre weitere Reise an. Der für jeden Mann bestimmte tägliche Mundtheil bestand in 10 Unzen Zwieback, 9 Unzen Pemmican (eingepöckeltes Fleisch), 1 Unze versüßtes Cacaopulver, 1/4 Pinte Rum, nebst wöchentlichen 3 Unzen Tabak.

Unsere Feuerung geschah mit Weingeist, wofür täglich zwei Pinten ausgesetzt waren; das Cacaopulver wurde in einem eisernen Kessel über einer gewölbten eisernen Lampe mit 7 Dochten gekocht; eine einfache Vorkehrung, die unserem Zwecke vollkommen entsprach. Wir fanden gewöhnlich eine Pinte Weingeist zur Bereitung unseres Frühstücks, d. h. zum Sieden von 28 Pinten Wasser hinreichend; obgleich es immer von einer Temperatur von 32° anfing. Bei ruhigem, schönem Wetter brachte diese Quantität Weingeist das Wasser in 11/4 Stunden zum Sieden; meistens aber gingen die Dochte zu Ende, bevor die Hitze 200° erreicht hatte. Diese Vorkehrung verschaffte uns ein für Leute in unserer Lage höchst erquickliches Mahl. Dieß war mit geringer Abwechslung während der ganzen Excursion unsere regelmäßige Art zu leben.“

(Fortsetzung folgt.)

Cobbett’s Sendschreiben an den Herzog von Wellington.


(Schluß.)

Wenn Sie alles dieses wissen; wenn Sie es pflichtmäßig in Ueberlegung gezogen haben; wenn Sie bedacht haben, was – wenn diese Lage der Dinge dauert – nicht lange entfernt seyn kann; so sind Sie in der That der kühnste Mann, der je existirt hat, und ich möchte sagen, der waghalsigste, daß Sie mit allen den angeführten Thatsachen und Zeichen vor Ihnen, Ihren so bequemen Posten von militärischem Ruhm aufgeben, um sich selbst zu verpflichten, für unsere Glorie zwanzig Schilling auf jedes Pfund zu zahlen, das sie gekostet hat und das in Gold von gutem Schrot und Korn. Und dieß, merken Sie wohl, ist die Verpflichtung, die Sie übernommen haben. Sie haben im Parlament gesessen, seit Sie alt genug sind, um darin sitzen zu können. Sie haben stets jeden Antrag auf neue Anleihen unterstützt. Sie haben nie sich irgend einer Geldbewilligung widersetzt. Sie haben jedem Gesetze ihre Beistimmung gegeben, das zu der sogenannten Regulation des Geldumlaufs gemacht wurde; Sie waren im Cabinett, als diese wundervolle Regulation[1] getroffen wurde; Sie sind jetzt in das Cabinett gekommen mit einem Regulationscodex in der Hand, den Sie selbst vorschlagen und durchsetzen halfen. Sie können daher nicht leugnen, daß Sie jetzt, da Sie das Amt eines Hauptfinanciers übernehmen, sich auf die entschiedenste Weise zur Zahlung der Interessen der Schuld und des Tilgungsfonds verpflichten. Dieß ist Ihre Verpflichtung, und ich behaupte, daß Sie nicht im Stande sind, sie zu erfüllen. Sie wünschen, sie erfüllen zu können; ich wünsche, daß Sie sie nicht erfüllen können; denn ich hoffe, daß wenn Sie unterliegen, Sie uns auf immer aus den Augen kommen; während die theuer erkaufte Glorie entweder vergessen seyn, oder mit jenem Gefühl betrachtet werden wird, welches unsere Erinnerung an vorübergegangene Thorheiten begleitet, für welche wir gegenwärtige Leiden erdulden müssen.

  1. Die Errichtung von Provincialbanken, die berechtigt sind, Papiergeld (Bankscheine) auszugeben, gleich der Bank von England, etc.: im J. 1826. S. die Parlamentsverhandlungen in der „Britannia“ vom a. J.
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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_385.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2021)