Das Ausland. 1,2.1828 | |
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ich ausgeben sah. Es fiel mir nicht ein, daß ich jemals diese Schillinge zurückführen sollte, und daß ich berühmt dadurch werden würde, daß ich sie soweit zurückführte, bis ich fand, daß Sie das Mittel waren, mein Vaterland in Armuth und Noth zu stürzen, und besonders die Klasse meiner Landsleute, unter der ich geboren war; und ich erlaube mir zu sagen: noch viel weniger fiel es Ihnen ein, daß Sie jemals sich in einer Stellung befinden würden, die es Ihnen zur Pflicht machen würde, entweder ihre Unfähigkeit dazu anzuerkennen, oder von Ihrem König und Ihrem Vaterlande die Gefahren abzuwenden, die auf Kosten Ihrer ruhmreichen Thaten erkauft worden waren!
Dieß ist indessen in der That Ihre Stellung; Sie sind ein Großhändler in Siegen und Triumphen gewesen und wir sollen nun sehen, welches Talent Sie dazu besitzen, die Mittel zu finden, mit denen wir dafür bezahlen können. Sir John Sebright[1] scheint der Meinung zu seyn, daß Sie alle Ihre Vorgänger darin übertreffen werden und daß „die Armee die beste Schule für einen Premierminister ist.“ Eine glänzende Idee, ohne Zweifel, aber leider nicht originell, bester Sir John! denn schon in Swifts Gedichten sagt die Dame:
Um einen Mann geschickt zu machen für jeden Stand,
Ist die Armee die beste Schul’ im ganzen Land.
Doch es ist witzigen Köpfen erlaubt, von einander zu borgen, und Sie haben daher das vollste Recht, diesen Spruch als ihr Eigenthum zu verwenden.
Fern sey es von mir, die Richtigkeit dieses Spruches anzufechten; dieß hieße, die Kameradschaft verrathen, welches, wie Sie wissen, das schlechteste unter allen Verbrechen ist; und obwohl mein Rang in der Armee Sr. Majestät sehr verschieden war von dem Ihrigen[2], so ist doch meine Anhänglichkeit an die alte Kameradschaft dieselbe und Sie können nicht glauben, wie mir das Herz warm wurde gegen diesen gefühlvollen Landjunker, den Herrn John Sebright, da er die Armee anpries, als die beste Schule für Staatsmänner anpries; denn es war im buchstäblichsten Sinn auch meine Schule gewesen, oder wenigstens hatte ich nie eine andere gehabt. Das Amt eines Premierministers scheint wirklich zwischen Ihnen und mir geschwankt zu haben. Sie setzen uns mit so vielen Worten auseinander, daß Sie es nur genommen hätten, weil Sie keinen andern fanden, der es nehmen wollte. Dem sey, wie ihm wolle: genommen haben Sie es; Sie haben die Geldangelegenheit jetzt zu leiten und ich bin im Begriff, Ihnen eine Vorlesung darüber zu halten, wie Sie dieselbe leiten sollten. Ich will Ihnen haarklein voraussagen, wie es Ihnen und Ihrem ganzen Geschäft gehen wird; und lange, ehe ich zu Ende bin, hoffe ich, Sie überzeugt zu haben, daß es viel leichter ist, Siege zu erkaufen, als dafür zu bezahlen. Wenn sie nichts kosten, als „bloß Blut,“ so werden sie auf der Stelle bezahlt; wenn sie aber mit erborgtem Gelde gekauft werden, so sind sie, wie Bälle und Concerte; sie geben denen, welche borgen, nichts was sie für ihr Geld aufweisen können, und die Zahlung kommt – wie Sie vielleicht selbst schon gefunden haben – gleich Tropfen Blutes vom Herzen.
Ungarische Volkspoesie.
Bowring, der englische Uebersetzer der serbischen Volkslieder, theilt in einer der neuesten Nrn. des London Weekly Review folgende ungarische Lieder, als Proben einer größeren Sammlung mit, die indessen von einem Londoner Buchhändler, als nächstens in seinem Verlag erscheinend, bereits angekündigt worden ist.
Die Wasser des Kôrôs. |
A Kôrôsi viz!. |
Strom, Strom, Strom! |
Viz, viz, viz! |
Die Raben-Augen. |
Ciernie Oei. |
Das Mädchen saß allein in ihrem Haus, |
Mocj diewce konope |
An eine Spröde. | |
’s ist wahr, du hast das schönste Gesicht, |
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_376.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)