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Das Ausland. 1,2.1828

aber es ist sehr schwierig, für das erste Jahr seinen Unterhalt zu finden. Der Mais ist selten und theuer; Transporte sind sehr kostbar. Glücklich ist der Squatter, der in der Nähe wohnt, wenn er eine gute Erndte gemacht hat, und von seinem Vorrath mittheilen kann. Er bekommt seinen Preis heraus, nimmt sein Land als Käufer in Besitz, wird selbst Pflanzer, und hat so den Grund zu einem unabhängigen Wohlstande gelegt. – An die Stelle kleiner unregelmäßiger urbar gemachter Felder, kleiner unter Bäumen zerstreuter Hütten treten schon im ersten Jahre angebaute Felder von 50 bis 100 Acres Landes, mit guten Hecken umgeben, nebst regelmäßigen Dörfern von Hütten für die Neger, und einem großen loghouse für die Familie, mit drei oder vier recht bequemen Zimmern,nebst Küche, Stall u. s. w. Diese Häuser haben allerdings ein ziemlich klägliches Außere; aber wie überrascht wird man, wenn man hineintritt! Dieß Land ist die wahre Heimat der Kontraste. In einer Wohnung, die fast der eines Wilden gleicht, findet man eine so gebildete und so unterrichtete Familie, wie man sie nur irgend in Boston oder in New-York sich wünschen mag. Trotz des Bauernhauses sind ihre Sitten nichts weniger als bäurisch. Sie hat die Welt auf einige Zeit verlassen und ist beschäftigt, eine neue Welt um sich her zu schaffen. Sie empfängt Briefe und Zeitungen; sie ist mit jeder Bewegung in der Politik des Tages vertraut. Oft trifft man in diesen unscheinbaren Niederlassungen Männer an, deren Namen man mit Achtung in den Zeitungen nennen zu hören gewohnt ist, weil sie auf dem Kongreß oder in den gesetzgebenden Behörden einzelner Staaten eine Rolle spielen. Es sind Bürger, die gekommen sind, ein neues Vaterland zu gründen. Die Frauen insbesondere ertragen alle Entbehrungen mit engelgleicher Geduld, und mildern durch ihre Gegenwart die Wildheit der Scene. Nie kommt ein Pflanzer allein; immer hat er Verwandte oder Freunde überredet, mit ihm auszuwandern, oder doch mitzugehen, um das Land kennen zu lernen. Die Mehrzahl dieser Besuchenden nimmt Theil an der Niederlassung. So lebt er glücklich und ruhig in seiner aufblühenden Pflanzung, im Cirkel von Freunden und alten Bekannten; und selten nur rufen ihn Geschäfte in den Norden zurück.

(Fortsetzung folgt.)

Beechey’s Expedition nach der Nordküste von Afrika.


(Schluß.)

Die Reisenden nahmen ihren Weg, wie wir angeführt haben, von Tripolis durch die große Syrtis, – ein trauriges Sumpfmeer, von dem aus sie in einem Umkreis von mehr als vierhundert englischen Meilen nur einen Baum bemerkten, – von da gelangten sie nach Mukhtar, der Grenze von Sirt und Barka. Von Mughtar wendeten sie sich nach Bengazi, wo sie die, vom Januar bis März dauernde Regenzeit zubrachten. Nach einigen anderen Ausflügen besuchten sie Teuchira (in Barka) und Ptolemeta; von hier aus zogen sie nach Merge, und von Merge nach Cyrene, einer von den Lacedämoniern gegründeten Kolonie. In der Nähe von Ptolemeta, (welches hauptsächlich zu Cleopatra’s und Ptolemäus Philometor’s, Arsinoe’s und Berenice’s Zeit geblüht zu haben scheint,) fanden sie unter den Bäumen, welche die Seiten der Berge umkleiden, manche schöne, steinerne Sarkophage von griechischer und römischer Arbeit, welche übrigens sichtbar alle schon früher geöffnet worden waren.

An dieser ganzen Küstenstrecke, von Tripolis bis Ptolemeta, ist kein Platz, welcher mit dem letzteren an Schönheit, glücklicher Lage und Sicherheit verglichen werden könnte, Lebida allein ausgenommen.

„Bei unserem ersten Besuch von Ptolemeta war der größte Theil der Stadt dicht überwachsen mit wilden Ringelblumen und Camillen, in der Höhe von vier bis fünf Fuß. Da und dort wehten einzelne Streiffelder von Korn, fast so hoch wie die Mauern der Stadt. Kein Laut von lebendigen Geschöpfen unterbrach die tiefe Stille der Einsamkeit. Nur einige Jakals und Hyänen irrten nach Sonnenuntergang herum, um Wasser zu suchen, und einige Fledermäuse und Eulen flatterten aus den Ruinen auf, aufgeschreckt durch unsere unerwartete Ankunft. Scenen dieser Art sind stets von unwiderstehlichem Eindruck. Das Schweigen und die Verödung, die rings auf diesen Trümmern ruhte, und einst auf derselben Stelle der Glanz und Reichthum der Ptolemäer und Cäsaren – wie tief und schmerzlich tritt da die alte Lehre von der Nichtigkeit aller menschlichen Größe vor die Seele!

In Teuchira schienen die ältesten Monument unter dem Sande begraben: die übrigen, die man auf der Oberfläche findet, bieten wenig Interesse dar.

Zwischen Ptolemeta und Merge erfreuten sich die Reisenden, wie wir früher schon anführten, der patriarchalischen Einfachheit und Gastlichkeit der Beduinen-Araber.

„Nach dem rus in urbe, nach Cyrene war es, wohin das Hauptziel unserer Reise uns rief, und leider müssen wir gestehen, daß dieser Ausdruck: rus in urbe, dieser einst so herrlichen Stadt nun fast mit noch größerem Rechte zukommt, als dem grasüberwachsenen Ptolemeta. Alle Ruinen Cyrene’s (jetzt von den Arabern Grenna genannt,) sind mit hohen Futterkräutern bedeckt, und der ganze Anblick ist unendlich mehr ländlich als städtisch.“

„Den Tag nach unserer Abreise von Merge bemerkten wir eine Pflanze von ungefähr drei Fuß Höhe, welche sehr viele Aehnlichkeit mit dem Schierlinge, oder vielleicht eigentlicher gesagt mit der wilden Möhre (daucus or wild carrot) hatte. Wenn die Kameele von dieser Pflanze fraßen, war es ihnen gewöhnlich schädlich; tröpfelte man den Saft auf eine von der Haut entblößte Stelle, so erfolgte sogleich Eiterung. Diese Pflanze hat größere Aehnlichkeit mit dem Silphium der Alten (wie es auf den Münzen von Cyrene heißt) als irgend eine, welche wir bisher noch gesehen hatten, obgleich ihr Stengel dünner ist und ihre

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_345.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)