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Das Ausland. 1,2.1828


Kaufmann und jedem Fremden offen gestanden hatte, großen Schwierigkeiten unterworfen wurde.

III. Der unglückliche Umstand, daß weder der Resident zu Soerakarta,

noch der zu Djokjokarta einen militärischen Character bekleidete.

Was den ersten Punkt betrifft, so habe ich nicht nöthig mich über die Nachtheile zu verbreiten, die durch Aufhebung der Pachtcontracte den Interessen der Javaner wie der Europäer widerfuhren; das Ministerium kann in dieser Beziehung keinen Zweifel mehr haben. Doch wird es nicht unnütz seyn, die Folgen, welche dieser Schritt für die Prinzen und die Javaner niedern Standes haben mußte, auseinander zu setzen, damit man den Antheil, den dieselben an den gegenwärtigen Unruhen haben, beurtheilen könne.

(Fortsetzung folgt.)

Elisabeth, Königin von England.


(Schluß.)


Wir folgen ihr in ihre Häuslichkeit zurück. Unerachtet sie für jeden Tag im Jahre ein eignes Kleide besaß, wovon eines das andere an Pracht und Kostbarkeit übertrag, trug sie meist ein weißes seidenes Unterkleid, mit Perlen von der Größe einer Bohne eingefaßt, und in regelmäßigen Rhomboiden übersäet, an dem ein Spitzenkragen sich über die Hälfte des Kopfes emporwölbte; darüber ein schwarzsammtener mit Silberfäden reich durchwirkter Mantel mit einer Schleppe, welche ihr von Marquisinnen nachgetragen wurde. Statt einer Kette hatte sie ein langes Halsband von Gold und Edelsteinen.

Wenn sie so in der Mitte ihres Hofstaates sich zeigte, sprach sie, bald zu Diesem bald zu Jenem sich wendend, bald englisch, bald französisch, bald italienisch, je nachdem verschiedene Gesandte am Hofe gegenwärtig waren.

Außer jenen Sprachen verstand sie nicht nur spanisch, schottisch und holländisch, sondern auch lateinisch und griechisch. In ihren Mußestunden beschäftigte sie sich mit Musik – besonders mit dem Clavier, das sie mit ausgezeichneter Fertigkeit spielte – und mit Uebersetzungen alter Classiker.

Sie soll den ganzen Horaz in ihre Muttersprache übertragen haben, und diese Arbeit zu ihrer Zeit sehr geschätzt gewesen seyn. Auch hatte sie von zwei Reden des Demosthenes und einigen Tragödien des Sophokles lateinische Uebersetzungen gefertigt. In dieser Sprache wußte sie sich geläufig, und, wenn auch nicht elegant, doch fehlerfrei auszudrücken. Noch nicht vor langer Zeit fand man von ihr eine vollständige Uebersetzung und Bearbeitung des Boethius de Consolatione philosophica, die größtentheils von ihrer eigenen Hand geschrieben war. Sie beschäftigte sich auch zuweilen mit Poesie. Der ungenannte Verfasser obiger Bemerkungen sah noch zu Woodstock, wo sie gefangen gehalten worden, zehn Strophen von ihrer Hand mit einer Kohle an eine hölzerne Wand geschrieben, mit der Unterschrift: „Elizabethe prisonner 1555.

Wir theilen dieselben hier im Original unsern Leser mit:

Oh Fortune, thy wresting wavering state
Hath fraught with Cares my trouble witt;
Whese witness this present prisonn late
Could beare, where once was loy Houne quitt.
Thou causedst the guiltte to be losed,
From bandes, where innocents were indosed,
And caused the guiltles to be reserved
And freed these that death had will deserved;
But all her any (anger?) can be nothing wronghle,
So God send to my föes al (all) they have tonghle.
 Elizabethe Prisonner
[1]

Zu Kensington bewahrt man jetzt noch ein von dem berühmten Maler Federigo Zuchero gemaltes Bild der Königin, unter welchem einige poetische Zeilen von ihr zu lesen sind, welche aber in der alten Schreibart (so wie obige Strophe) selbst für Engländer schwer zu verstehen sind.[2]

Bei Audienzen, fährt der Erzähler fort, redete man mit ihr kniend; aber manchen suchte sie mit der Hand aufzurichten. Damals, es war im Jahr 1598, befand sich gerade ein böhmischer Abgeordneter, der Freiherr Wilhelm von Slavata, an ihrem Hofe. Dieser überreichte ihr, auf das rechte Knie niedergesunken, mit entblößtem Haupte, eine Schrift; da zog sie – als Zeichen besonderer Gnade – die Handschuhe aus, und reichte ihm die rechte, mit Ringen und Brillanten geschmückte Hand zum Kusse dar. Wo sie sich immer sehen ließ, beugte jeder Anwesende das Knie. Ihr folgte stets, auch wenn sie nicht öffentlich erschien, eine ganze Gesellschaft von Gräfinnen und Edelfrauen. Zu ihrer nächsten Umgebung wählte sie die schönsten Jungfrauen des hohen Adels, welche immer in weißen Kleidern, gerade wie das ihrige gemacht, erscheinen mußten. Zur Ehrenwache waren fünfzig junge Edelleute bestimmt, die an Gallatagen mit vergoldeten Partisanen ihr zur Seite gingen, sonst aber vor den Thüren der innersten Gemächer Wache hielten. In dem Vorzimmer, wo gewöhnlich an Sonn- und Festtagen das Volk versammelt war, wurden ihr die Bittschriften überreicht, welche sie mit eigener Hand sehr gnädig annahm. Bei jedesmaliger Ueberreichung erscholl der laute Freudenruf:

  1. O Glück, dein wilder schwankender Stand
    Hat beladen mit Sorgen meinen betrübten Sinn;
    Wovon Zeugniß dieses gegenwärtige Gefängniß jetzt
    Geben kann, worin einst der elende Houne (?) frei ward,
    Du machtest, daß der Schuldige gelöst wurde
    Von Banden, während Unschuldige gefesselt wurden,
    Und machtest, daß der Schuldlose gefangen gehalten wurde,
    Und befreit die, welche den Tod wohl verdient hatten;
    Doch all ihr Zorn kann nicht schädlich seyn,
    So Gott meinen Feinden sendet alles was sie geschmäht haben.
  2. Anecdotes of painting in England by Vertue, published by Horace Walpole 1762, 4. Vol. I. p.141.
    „Mottoes and verses, which – – are not easily to be interpreted“
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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_325.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2020)