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Das Ausland. 1,2.1828

befestigen; jeden Tag begab er sich nach der unter seinen Augen aufblühenden Pflanzschule der Wissenschaft – ich war gekommen, sein Grab zu sehen. Hinter dem Landsitze liegt ein einsames, dicht beschattetes Plätzchen; ein Viereck, das mit einer aus Quadern aufgeführten Mauer umgeben ist: die Begräbnisstätte der Familie Jefferson. Ich bemerkte fünfzehn Gräber. Keines hat ein Grabmal, zuweilen eines einen Denkstein. An einer Seite des Vierecks befindet sich das Grab des großen Staatsmann, Patrioten und Philosophen. Als ich es sah, war die Rasenwölbung so eben vollendet, und der einfache Stein, der sie bedecken sollte, lag bereit. Keine Inschfit war auf dem Steine. Sol sollte es jedoch seyn; denn es wäre ein trauriges Zeichen, wenn je das Grab Jefferson’s einer Inschrift bedürfte, um der Vergessenheit entrissen zu werden!


Der Aufstand der Eingebornen gegen die Niederländer auf der Insel Java.


(Fortsetzung.)

Dieß war die Lage des Landes – die Holländer im unmittelbaren Besitz der ganzen Nordküste, oder der ehemaligen Reiche Bantam, Jacatra und Cheribon, so wie der Provinzen Tagal, Pakkalongan, Samarang, Japara, Rembang und Sourabaya, das Innere des Landes, großen Theils rauhe Gebirgsgegenden (mit ungefähr 1,600,000 E.) unter zwei eingebornen Fürsten vertheilt, die aber kaum etwas anderes, als Statthalter der Holländer waren; – als der gegenwärtige Aufstand ausbrach, über dessen Ursprung und Ursachen die im Eingange angeführte Denkschrift folgende Aufschlüsse gibt:[1]

„Nach dem Tode des letzten Sultans von Djokjokarta, Kamangkoeboeana IV, welcher gegen das Ende des Jahres 1822 erfolgte, wurde die Regierung seines Landes während der Minderjährigkeit seines Nachfolgers dem niederländischen Residenten zu Djokjokarta anvertraut, und die Vormundschaft über den minorennen Sultan seinen beiden Oheimen Mankoboemie und Dipo-Negoro und seiner Großmutter Ratoe-Agam überlassen.

„Da die Regierung und die Verwaltung der Finanzen auf diese Weise unter mehrere Personen vertheilt war, die aller europäischen Bildung entbehrten, so darf es uns nicht wundern, wenn wir bald Mißverständnisse, Neid und Haß unter ihnen Platz greifen sehen; so wenig, als daß diese Gefühle von der schwächeren Seite bald in offene Empörung ausarteten. Es wäre ohne Zweifel zweckmäßiger gewesen, die Vormundschaft und die Regentschaft zugleich Händen anzuvertrauen, welche dieselbe bereits einmal besessen hatten: man hätte zum Regenten oder Wakiel des Reiches Mataram und zum Vormunde des jungen Sultans den Prinzen Pakualam ernennen müssen, dessen Treue gegen die Regierung der Niederlande schon früher erprobt worden war. Aber unglücklicher Weise zeigte sich dieser Prinz, der als Regent – so lange ich an seinem Hofe Resident war – das Reich in der größten Ruhe erhalten hatte, sich nach meiner Abreise nicht mehr geneigt, jene Functionen anzunehmen; während auf der andern Seite die Prinzessin Ratoe-Agam und der Regent sich bei unserem Residenten gegen ihn erklärten. Ich betrachte diesen Zwiespalt als eine der ersten und hauptsächlichsten Ursachen der Verrätherei der beiden Pinzen Mako-Boemie und Diepo-Negoro, zweier Männer, die ich selbst, wie alle Welt zu Djokjokarta, immer für rechtschaffene Leute von gutem Herzen und eben so wenig Fähigkeiten als Unternehmungsgeist gehalten hatte. So hatten sie sich bisher gezeigt, und dieß selbst bei Gelegenheiten, wo die größte Uneinigkeit zwischen den Prinzen und den Großen des Hofes von Djokjokarta statt fand.

Ich weiß nicht, in wiefern unser Resident zu Djokjokarta vernachläßigt hat, seinen Einfluß auf diese beiden Prinzen zu üben und sie durch freundschaftliches Benehmen und durch eine nach den Umständen wechselnde milde und strenge Behandlung für das Gouvernement und ihre Pflicht zu gewinnen; doch bin ich überzeugt, daß ein solches Verfahren über das Gemüth der mißvergnügten Prinzen alles vermocht haben würde, und ich weiß, daß man durch Güte und einige Menschenkenntniß von den Eingebornen von Java alles erhalten kann. Auf diese Weise habe ich zwei Prinzen von Djokjokarta, Pangerang-Panoelar und Pangerang-Plitar, von denen der eine selten und ander andere niemals an den Hof kam, und die beide gegen den Sultan erbittert waren, zu ihrer Pflicht und an den Hof zurückgeführt; auf diese Weise habe ich die Prinzen Prang-Wedono, Pangerang Pakualam und Tommagang Setjo Demuarat aus Feinden in Freunde verwandelt.

Von dieser Hauptursache will ich zu denen von minderer Wichtigkeit übergehen, die mit der ersten vereinigt, den Ausbruch der Unruhen begünstigten, die aber, meiner Meinung nach, allein nie bis zu diesem Aeußersten geführt hätten. Diese sind:

I.     Die Bestimmung des Gouvernements, die alle Contracte

für ungültig erklärt, wodurch in dem Gebiete der Prinzen an Europäer oder Chinesen Land verpachtet worden war.

II.     Die Maßregeln der Regierung, wodurch

das Reisen in dem Gebiete der Prinzen, das bisher jedem
  1. Wir erlauben uns, da dieselbe als officielles Actenstück zu betrachten ist, nur die Auslassung oder Abkürzung einiger gleichgültigen Stellen, und theilen dieselbe unsern Lesern in jeder andern Rücksicht völlig unverändert mit. Die Notizen, welche wir zur Erleichterung des Verständnisses voraussandten, sind aus den Werken: Nederlandsche overzeesche Bezittingen door J. van den Bosch, Crawfurd’s History of the Indian Archipelago und Stamford Raffles History of Java entlehnt. Die Orthographie, welcher wir folgen, ist überall die holländische und daher eu wie ö, y wie ei, oe wie u, ou wie au, u wie ü, ui eu, g wie ch, sch wie s–ch, z wie s und s wie ß zu lesen; die übrigen Vocale und Consonanten sind in ihrer Aussprache von der deutschen weniger verschieden.
  2. Empfohlene Zitierweise:
    : Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_324.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)