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Das Ausland. 1,2.1828

und seine Minister dann noch an Friedensunterhandlungen gedacht hätten, war nicht wahrscheinlich, und der Ruhm, eine Hauptstadt bezwungen zu haben, hätte sich vielleicht auf den Besitz des leeren Raums innerhalb ihrer Mauern reduzirt.

In mehr als einer Hinsicht ist der zu Yandabu abgeschlossene Friede als vortheilhaft für die Britten anzusehen. Die Bezahlung einer Million Pf. Sterling und die Abtretung eines Drittheils des birmanischen Reichs[1] muß für den Augenblick dem brittischen Namen einen Glanz geben und ihn im südlichen Asien furchtbar machen. Wäre hingegen der Krieg noch einige Zeit fortgesetzt worden, so würden wahrscheinlich mehrere hindustanische Fürsten diese Gelegenheit zu einem Aufstande benützt haben, da die Britten, im Osten beschäftigt, ihnen keinen sehr kräftigen Widerstand hätten entgegen setzen können, so daß vielleicht ein Feuer ausgebrochen wäre, das unwiderstehlich um sich greifend, wie ein Grasbrand im Steppenlande, ganz Indien in Flammen gesetzt hätte.

Was aber den Nutzen der gewonnenen Provinzen betrifft, so ist derselbe äußerst gering, denn man findet hier nicht wie in der Gegend von Awa, die an trefflichem Weizen, Gemüsen, Zuckerrohr, Tabak, Indigo, Baumwolle und tropischen Früchten aller Art reichen Ebenen und Thäler; nicht jene Gold- und Silbergruben, jene Rubin- und Saphirminen, vielleicht die ergiebigsten der Welt; nicht jene goldführenden Bergströme, die herrlichen Marmorbrüche, die den italienischen nichts nachgeben, kurz nicht jene eigentlichen Fundgruben der Schätze des goldenen Reichs.

Assam, das dem Namen nach seiner alten Fürstenfamilie wiedergegeben ist, wird dadurch eine Provinz der ostindischen Compagnie, weil sie gezwungen ist, dieses Land durch Garnisonen gegen die Birmanen zu schützen. Entvölkert und unergiebig, wie es ist, würde dieß Reich nicht für sich selbst bestehen können. Die Britten haben also dort nichts erbeutet als Berge, Wälder, Gestrüppe und Sümpfe.

In Munnipur ist zwar Gumbhir Sing als Radscha wieder eingesetzt und seine Abhängigkeit von den Britten ist unbezweifelt; aber sein ganzes Gebiet ist eine so vollkommene Wildniß, daß der Marsch brittischer Truppen durch dasselbe gegen Awa unmöglich zu seyn scheint.

Arrakan, das Grab der Armee des Generals Morrison, ist ein mit undurchdringlichen Wäldern und Buschwerk überdecktes und so von Strömen durchschnittenes und beständig überschwemmtes Land, daß die meisten seiner Dörfer nur zu Wasser mit einander verkehren. Die Bevölkerung ist äußerst gering; das einzige Produkt Salz. Das Gebirge Yomadaung oder Anomektaupian bildet zwar eine vollkommen gute Grenze gegen die Besitzungen der Birmanen, aber dieser geringe Vortheil steht in keinem Verhältniß zu den bedeutenden Unkosten, welche die Occupation von Arrakan der Compagnie verursachen muß.

Mehr können sich die Britten von den Provinzen Tenasserim, Yih, Tavoy und Martaban versprechen, deren Besitz ihnen eine freie Verbindung mit Siam und der malaïschen Halbinsel eröffnet und für den Flor der neuen Pflanzstadt Sincapur die besten Aussichten gibt. An dem Ausflusse des Thanluayn-Myit haben sie die Stadt Amhersttown gegründet, die bereits in Aufnahme kommt. Auch liefern die Ufer dieses Stroms den Teakbaum, den Herrscher der Wälder, der an Brauchbarkeit für den Schiffbau die Eiche übertrifft, so daß kein Land, wo er wächst, der brittischen Eifersucht entgeht. Die Trefflichkeit dieses Holzes erwies sich kürzlich in der Schlacht bei Navarin an der Asia, welche, obgleich von Kugeln durchbohrt, dennoch nicht sank, weil die Elasticität des Teakholes macht, dass sich jedes Loch, wo eine Kugel durchschlägt, gleich von selbst wieder schließt.

  1. Der König von Awa entsagte allen Ansprüchen auf Assam, Dschentia und Katscha; er erkannte Gumbhir-Sing, den von den Britten begünstigten Usurpator, als Radscha von Munnipur an; er trat ganz Arrikan, mit Ramri, Scheduba und Ssindowei, so wie die Provinzen von Yih, Mergui und Tenasserim nebst Dependenzen ab; endlich machte er sich anheischig, einen brittischen Geschäftsträger mit einer Bedeckung von 50 Mann an seinem Hofe anzunehmen.


Entstehen der englischen Marine.


Im Jahre 1324 hatte England außer London folgende Häfen: Portsmue (Portsmouth), Sorham (Shoreham), Suhamtou (Southampton), Safford (Seaford), La Pole (Pool), Exon (Exeter), Bristol. Dertmece, (Dartmouth), Norwic, (Norwich), Gernemue (Yarmouth), Orefor(d) (Oxford), Dunewic (Dunwich), Gipewic (Ipswitch), Lenne (Lynn), Erewell (Erwell-Haven), Eremuth (unbekannt), Dovr (Dover), Rumenel (Rumny), Rya (Rye), Gingeston (unbekannt), Eya (Eye), Hasting (Hastings), Oageham und Pagham (bei Chicester), Pevenes (Pevensey); worunter die Häven von Cornwall und Devonshire nicht mitbegriffen sind. Liverpool war um diese Zeit ein zum Sprengel von Walton gehöriges Dorf, und stand unter demselben bis zum Jahre 1699. König Heinrich ließ im Jahr 1253 alle Schiffe in England, fremde und englische, festhalten, um sie zu einem Zuge gegen die Barone der Gascogne zu gebrauchen; die Anzahl der Schiffe war über tausend; dreihundert derselben große. Im Jahr 1553 werden viele englische Schiffe, besonders die von Yarmouth, Bristol, Lynne, Kingston upon Hull und Ravensere, als Kriegsschiffe unterschieden; ob diese aber eine andere Bauart hatten, als die übrigen, oder blos die größten und stärksten unter den Kauffartheischiffen waren, erfährt man nicht; so viel nur, daß sie nicht Eigenthum des Volks überhaupt waren, denn sie werden the warlike ships of

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_309.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)