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Das Ausland. 1,2.1828

wurde. Während seiner Verwaltung hatten wir eine Opposition, die sich, wie die in England, allen Maßregeln der Regierung blind widersetzte, und sich wieder die Partei der Föderalisten nannte.

Jefferson’s Nachfolger in der Präsidenten-Würde und in dem Einfluß auf seine Partei war James Madison, der seine Laufbahn auf der Seite der Föderalisten begonnen hatte, später aber eine bedeutende Rolle unter der Gegenpartei spielte. Er erklärte den Krieg. Diese Maßregel verursachte eine Spaltung in der Partei der Föderalisten und bald darauf ihren scheinbaren Untergang durch die Ablegung ihres Namens. Ich habe bereits gesagt, daß ein Theil der Föderalisten republikanisch und patriotisch, ein anderer aristokratisch und den Engländern ergeben war. Die ersteren hatten besonders im Süden, die letzteren im Norden und Westen ihren Sitz. Beide widersetzten sich dem Kriege, so lange sie konnten; als derselbe aber einmal erklärt war, vereinigten sich die ersten mit der Armee und vergossen ihr Blut für die gemeine Sache, während die letzteren sich jeder Vertheidigungs-Maßregel widersetzten.

Die Umstände hatten es um diese Zeit sonderbarer Weise gefügt, daß beide Parteien ihren Grundsätzen völlig entgegen handelten. Die Demokraten, weil sie dem Kriege mit Begeisterung zugethan waren, gestanden der Föderativ-Regierung, ohngeachtet ihres Mißtrauens gegen dieselbe, eine Armee von 100,000 und direkte Abgaben zu (alles Maßregeln, die sie sonst für unpolitisch und der Konstitution zuwiderlaufend hielten); und so geschah es, daß die Föderativ-Verfassung durch den Krieg, durch den sie sonst hätte in Gefahr kommen können, auf immer befestigt wurde. Die Föderalisten hingegen legten den Schritten der Regierung – gleichfalls ihren früher ausgesprochenen Grundsätzen zuwider – alle möglichen Hindernisse in den Weg. Der Gouverneur von Connecticut weigerte sich, auf den Befehl des Präsidenten seine Miliz zu rüsten. Endlich nach zwei besonders durch ihre Schuld verunglückten Feldzügen, vereinigten sich zu Hardfort Deputirte der verschiedenen Staaten von Neu-England, um über die Mittel zu berathschlagen, diesem „unnatürlichen“ Kriege ein Ende zu machen. Die Versammlung war geheim: sie schickte zwar Abgeordnete nach Washington; da diese aber erst ankamen, als man schon im Begriff war, den Frieden abzuschließen, so hielten sie ihre Mittheilungen zurück. Man hatte diese Versammlung beschuldigt, sie habe die Staaten Neu-Englands von den Vereinigten Staaten losreißen wollen: indessen ist es, da ihre Berathungen geheim gehalten wurden, schwer, etwas bestimmtes hierüber zu erfahren.

(Schluß folgt.)


Neueste englische Literatur.


(Fortsetzung.)
Hazzlitt’s Leben Napoleon Bonaparte’s.

Hazzlitt’s Schilderung des Zustandes, welcher der französischen Revolution voranging, scheint uns gleich geeignet, den Geist wie den Styl seines Werkes, besonders der Walter Scott’schen Darstellung gegenüber, zu charakterisiren.

„Die Gerechtigkeit wurde offen, gleich jeder andern Waare, auf dem Markte gekauft und verkauft. Das Gesetz war nur ein zweckmäßiges Instrument in den Händen des Reichen gegen den Armen. Wer ohne Freunde oder ohne Geld in einen Gerichtshof kam, um Recht zu suchen, war sicher – so grob er auch beleidigt seyn mochte – mit einer noch gröberen Beleidigung und mit einer kränkenden Erniedrigung seiner hülflosen und schmachvollen Lage wieder hinauszugehen. Wenn er eine schöne Frau oder Tochter hatte, oder um die Geheimnisse eines Großen wußte, so hatte er weniger Grund zu verzweifeln. Der Bauer war bei übertriebener Arbeit halb verhungert, harten Worten und harten Schlägen ausgesetzt, unaufhörlichen Erpressungen und jeder Art kleiner Tyrannei unterworfen, sowohl von Seiten seiner erhabenen Herren, als ihrer Bedienten; während in den Städten eine Menge eben so ungesunder als unnützer Gewerbe und eine Ueberzahl trägen Gesindels die Laster der Großen pflegte, oder ihrem Stolz und Luxus fröhnte. Die Straßen und Dörfer waren von Bettlern und allen Gegenständen des Elends und Jammers erfüllt. Die Erziehungsweise und die Ansichten über die Behandlung der Armen und Hülflosen waren voll von Aberglauben und Barbarei, die man sich keine Mühe gab auszurotten, und die zu den traurigsten Folgen führten. Die Hoffnungen und Arbeiten des Landmanns wurden durch das Wild zerstört, das die Großen in ihren Jagdrevieren hegten; und wenn dasselbe in einem Anfalle von Ungeduld oder in drückender Noth erlegt ward, so war dieß eine Beleidigung, die nimmer vergeben wurde, weil sie weniger gegen das Eigenthum, als gegen die ausschließlichen Vergnügungen der Besitzer des Landes gerichtet war. Die Zehnten waren eine neue schwere Last. Bei der Auflage von Steuern wurde weder auf die Bequemlichkeiten noch auf die Bedürfnisse des Armen Rücksicht genommen, während die privilegirten Klassen völlig von denselben befreit blieben. Wenn ein reicher Mann einen armen schlug, mußte der letztere dieß stillschweigend ertragen; wenn ihm ein Haus oder Garten genommen wurde, und er klagte, so ward er in das Gefängniß geworfen. Ja es sind Fälle bekannt, wo das gemeine Volk, das auf der Straße seines Weges ging, oder Arbeiter auf den Gipfeln der Häuser, statt der Zielscheibe gebraucht und auf der Stelle erschossen wurden, ohne daß davon die geringste Notiz genommen worden wäre. Ein Ding, wie Freiheit der Presse, oder Geschwornengericht, oder überhaupt öffentliches Gericht und Zeugenverhör existirte nicht. Die große Masse des Volkes wurde von den Vornehmen als eine niedere Gattung betrachtet, deren Existenz nur geduldet wurde um jenen zum Gebrauch zu dienen; die Absicht war, sie in den möglichst niedrigen Zustand der Abhängigkeit und des Elendes zu versetzen, und sie denselben bei jedem Schritte fühlen zu lassen. Nur die menschliche Form, und kaum diese blieb ihnen übrig; in jeder anderen Beziehung waren die Hunde und Pferde der Großen besser daran und mit weniger Grausamkeit und Verachtung

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_196.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)