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Das Ausland. 1,2.1828

Das Ausland.
Ein Tagblatt
für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der Völker,
mit besonderer Rücksicht auf verwandte Erscheinungen in Deutschland.

Num. 23. 23. Januar 1828.

Organisation, Stärke und Vertheilung der persischen Armee.


Man ist im Allgemeinen über die Einrichtung und Stärke der Militärmacht Persiens noch so wenig unterrichtet, daß eine kurze Zusammenstellung der neuesten hierüber bekannt gewordenen Angaben wohl dazu beitragen möchte, über so manche Fragen von dem höchsten politischen Interesse, die sich an diesen Gegenstand knüpfen, einiges Licht zu verbreiten. Auf der einen Seite ist Persien die bedeutendste Macht, die zwischen Rußland und dem brittischen Ostindien liegt; auf der andern Seite bedingt es, besonders in diesem Augenblicke, die Stellung Rußlands zu dem ottomanischen Reiche. Der persische Thronerbe sagte bei seinem letzten Besuche im Lager seiner Feinde, als diese in kriegsgewandter Haltung an ihm vorüberzogen, zu General Benkendorf; „Es bedarf für jede Nation vieler Zeit, um sie zum Kriege zu bilden. Wir haben erst begonnen, auch ihr hattet eure Prüfungszeit, ehe ihr zu der Stufe gelangtet, auf der ihr jetzt steht.“

Die Militärmacht Persiens besteht aus regulären und irregulären Truppen. Die letztern werden, so wie ein Krieg zu Ende ist, aufgelöst, und erst wenn ein neuer droht, wieder zusammen berufen.

In dem letzten russischen Kriege hatte Persien eine Armee von 50,000 Mann im Feld, welche jedoch, ohne große Anstrengung, auf 200,000 Mann, gröstentheils Kavallerie, gebracht werden könnte. Ja, im Verhältnisse zu seiner Bevölkerung etc. sollte das persische Reich eigentlich 600,000 Mann (?) ins Feld stellen können, ungerechnet 30,000 leichte Kurdische Reiter, in der Art der ehemaligen Mamelucken.

Schon im Jahr 1813 bestand das reguläre Heer aus 23 Regimentern oder 50 Bataillons Infanterie, aus 30 Schwadronen Kavallerie, und 2 Schwadronen Artillerie.

Die zwölf ersten Regimenter der persischen Infanterie wurden von französischen Offizieren organisirt; die übrigen zehn von Engländern, welche jenen in der Gunst am persischen Hofe folgten. Das 23te Regiment ist aus russischen Ueberläufern zusammengesetzt. Bei den neun ersten Regimentern bestehen die Ober- und Unteroffiziere blos aus eingebornen Persern; die dreizehn übrigen aber werden meistens von Europäern befehligt. Ihre Uniform ist ein blauer Rock mit scharlachrothen Aufschlägen, zitzene Pantalons, und Halbstiefel. Den Kopf bedeckt eine persische Mütze. Ihre Waffen bestehen aus einer Muskete und einem Bayonet, die Wehrgehänge aus weißem Leder.

Die Kavallerie, welche von Oberst Drouville organisirt wurde, besteht meist aus Lanciers, auf Pferden von türkischer und arabischer Zucht. Die Uniform erinnert an die des französischen Militärs: es ist eine kurze hellblaue Jacke, ebenfalls mit scharlachrothen Aufschlägen und einer persischen Mütze. Ihre Bewaffnung bildet ein krummer Säbel, von englischer Arbeit, ein in einem ledernen Gürtel hängendes Pistol, nebst einer Lanze aus dem härtesten Holz, und viel länger als man sie in Europa gewöhnt ist. Ihr Reitzeug ist halb persisch, halb europäisch. Sie haben den persischen Sattel beibehalten, aber die bei unserer leichten Reiterei gewöhnlichen Steigbügel angenommen.

Die Artillerie, völlig nach dem Muster der französischen eingerichtet, ist wie die obengeannten Waffengattungen gekleidet. Die Kanonen sind meistens Sechspfünder und achtzöllige Mörser. Das Kriegszeug ist englische Arbeit. Bis in die letzten Jahre hatten die Perser noch keine Munitionswägen, wodurch ihre Operationen sehr erschwert wurden, indem sie genöthigt waren, jedesmal erst auf die Ankunft der mit Munition beladenen Kamele zu warten, wenn der Vorrath, welchen sie bei sich führten, verbraucht war.

(Schluß folgt.)


Ein Besuch bei dem Krater des großen Vulkans von Kirauea.

von Charles Stewart, Missionär auf Hawaii (Owaihi).

(Fortsetzung.)

Es gibt Scenen von welchen weder die Schilderung mit Worten noch mit Farben im Stande ist, nur einigermaßen den Eindruck zu vergegenwärtigen. Die Höhe, die Tiefe, die Länge, die Breite, der gesammte Anblick mag genau angegeben werden: die Seele des Lesers bleibt doch unberührt von den Gefühlen, welche den Augenzeugen ergreifen. Wir standen auf einer Höhe von 1500 Fuß und blickten in einen Schauder erregenden Abgrund von acht Meilen im Umfang, so unmittelbar unter uns, daß wir dem Anscheine nach durch einen einzigen Sprung in seine unterste Tiefe gestürzt wären. Die grause Unermeßlichkeit selbst, abgesehen von den vielen schrecklichen Bildern, die sie in sich vereinte, nöthigte fast unwillkürlich

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_099.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)