Seite:Das Ausland (1828) 081.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das Ausland. 1,2.1828


zur See den vereinten Kräften Europas gegenüber stellen könne, da seine Marine größer als die aller andern Staaten zusammengenommen sey.

Kapitain Jones verspricht eine genaue Darstellung der ganzen Seemacht Europas, so wie er sie selbst untersucht habe. Blos in Hinsicht Frankreichs möchten seine Angaben vielleicht nicht ganz genau seyn, da er dessen Seehäfen an der Nordküste und am Mittelmeer zu verschiedenen Zeiten besucht habe. Doch würde der Unterschied, zum Vortheile Frankreichs, kaum zwei oder drei Linienschiffe und etwa sechs Fregatten und Sloops betragen.

Nach obiger Berechnung besitzt Frankreich 52 Linienschiffe, 32 Fregatten, und ebenso viele Korvetten und Briggs. Rußland, dessen Seemacht jener am nächsten kommt, hat auf der baltischen See und dem schwarzen Meere 42 Linienschiffe, 18 Fregatten, und etwa 20 kleinere Kriegsfahrzeuge. Von den übrigen nordischen Mächten hat Schweden bloß 12 Linienschiffe, 6 Fregatten und 10 Korvetten und Briggs. Die sonst so bedeutende Seemacht Dänemarks ist, nachdem sie zuerst durch Nelsons Sieg gebrochen, und später durch den Brand von Kopenhagen im Jahr 1807 vernichtet wurde, auf 4 Linienschiffe, 6 Fregatten, und einige Sloops herabgesunken. Kaum um ein Schiff stärker ist die Seemacht der Niederlande. Oesterreich hat, nach Jones, blos zehn (?) Kriegsschiffe von verschiedenem Rang. Die Marine von Spanien und Portugal ist völlig bedeutungslos, und verdient daher gar nicht in die Berechnung mit aufgenommen zu werden. Im Ganzen also bestünde die gesammte Seemacht der Kontinentalstaaten von Europa aus 116 Linienschiffen, 74 Fregatten, und 92 Korvetten und Briggs, während die von Großbritannien allein 138 Linienschiffe, 146 Fregatten, und 214 Korvetten und Briggs zählt.

Vergleicht man die Beschaffenheit der See-Arsenale, so wie die Qualität und Zahl der Seeleute, so ergibt sich hierin eine noch weit größere Uebermacht Englands. Das kalte Blut der Britten, ihr Unternehmungsgeist, ihr allumfassender Handel, ihre Besitzungen in allen Welttheilen, ihr Monopol der Meere – alles dieses verleiht ihrer Marine eine Uebung und Gewandtheit, und zugleich einen Stolz des Bewußtseyns, der vom Admiral bis zum letzten Matrosen sich ausspricht.

Frankreich hat seit der Rückkehr der Bourbone alles gethan, um seine Seemacht zu heben, die auch, nach der brittischen, bei weitem die bedeutendste des Kontinents ist; aber nie wird der Franzose zu jener Ueberlegenheit sich aufschwingen, welche seinem Nationalcharakter und seiner ganzen Weltlage entspricht. Rußland aber kann, da der Frost die Hälfte des Jahres hindurch die baltische See gesperrt hält, so lange an dem Ausgang des schwarzen Meeres die Flagge Mahomeds weht – nie eine große Marine erhalten. Nur der Besitz Konstantinopels würde ihm einen Stapelplatz des Welthandels gewähren, und dann würde die neue bald erblühende Handelsmarine die Pflanzschule seiner Kriegsmarine werden. Bis jetzt aber ist, nach Capitain Jones Versicherung, in allen Seeübungen der Russen noch eben so viel Ungewandtheit als Aengstlichkeit zu bemerken, so daß z. B. der Capitain eines russischen Kriegsschiffes, der nach den Herbstäquinoctien noch in offener See bleiben und sein Schiff verlieren sollte, ohne alle weitere Entschuldigung abgesetzt werden würde, da ein ausdrücklicher Befehl besteht, daß nach jener Zeit alle Schiffe sich wieder im Hafen befinden sollen.


Die französische Akademie.
(Schluß.)

Die französische Akademie zählt seit ihrem Bestehen bis 1826 8 Protektoren, 12 beständige Sekretäre (seit 1815 Raynouard), 351 ernannte oder erwählte Mitglieder; ausgeschlossene Mitglieder, die noch am Leben sind, 8. Mitglieder waren 1 Prinz von Geblüt, 13 Kardinäle, 4 Erzbischöfe von Paris, 15 Prinzenerzieher, 6 Marschälle von Frankreich, eine große Anzahl Staatsminister.

Die Akademie der Inschriften. Wichtiger für den Anbau der tiefern Wissenschaften als die französische Akademie ist die Akademie der Inschriften und der schönen Künste. Gleichwie sie ihre Forschungen nicht auf Frankreich beschränkt, so bietet sie auch den ausgezeichnetsten Gelehrten aller Ländern freundlich die Hand. Eine wahrhaft königliche Idee, welche Ludwig XIV in der Stiftung dieser Akademie verwirklichte! Ohne das oft so eitle Gepränge der französischen Akademie, hat die Akademie der Inschriften mehr für die Wissenschaften gethan als irgend eine gelehrte Gesellschaft von sich rühmen kann.

Für gelehrte Bearbeitung von Inschriften, Münzen, Alterthümer u.s.w. wählte Ludwig XIV i.J. 1663 vier Mitglieder der französischen Akademie, deren Zahl später auf acht, in der Folge noch mehr erhöht wurde. Man nannte diese Gesellschaft die kleine Akademie. Als Akademie der Inschriften und Münzen (den Titel Akademie der schönen Künste verlieh ihr 1716 der Regent) wurde sie organisirt durch das Reglement Ludwig XIV 1701, und durch das Stiftungsdiplom 1713; neue Reglemens gaben die Könige Ludwig XVI und XVIII, 1785 und 1816. In ihrem Sigel ist das Brustbild Ludwigs XIV mit der Devise: VETAT MORI. Das Reglement Ludwigs XIV setzte die Zahl der Mitglieder auf vierzig fest, nämlich 10 Ehren-Mitglieder (honoraires), 10 besoldete (pensionnaires), 10 unbesoldete Mitglieder (associés), und 10 Zöglinge (élèves), welche letztere 1716 in Mitglieder verwandelt wurden. An die Stelle der vormaligen Ehrenmitglieder traten in der Folge die freien Akademiker. Die Zahl der auswärtigen Mitglieder wurde durch das Reglement von 1816 auf 8 festgesetzt.

Die Zahl der Mitglieder der Akademie der Inschriften von 1663 bis 1793, wo sie aufgelöst wurde, beträgt 255. Von der Wiederherstellung der Akademie als der dritten Klasse des Nationalinstituts unter dem Namen „für alte Sprachen und Literatur,“ 1803 bis 1826, zählen wir 54 einheimische und 17 auswärtige Mitglieder. Bei der Purification

Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_081.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)