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Das Ausland. 1,2.1828

englischen Volke durch die Vertheurung dieses Holzes auf wenigstens 1,500,000 Pfund Sterlinge zu stehen.[1] Dabei hat es noch die nachtheilige Folge, daß man jetzt eine Menge schlechtern Holzes zum Bauen gebraucht, und daß es unserm wichtigen Handel mit dem nördlichen Europa großen Schaden zufügt.

Außer diesen großen giebt es noch eine Menge kleinerer Monopole; aber wenn man nur Maaßregeln ergriffe, daß die schon genannten nach und nach aufgehoben würden, so ersparte man dem Volke, mancher Nebenvortheile, die daraus entspringen würden, gar nicht zu gedenken, eine durchaus unnütze jährliche Ausgabe von Vier und zwanzig Millionen Pfund Sterlinge, nämlich:

Pf. St. 
Durch die Zurücknahme der Korngesetze 19,200,000 – –
durch die Aufhebung des Monopols
der westindischen Pflanzer
01,583,000 – –
Durch die Aufhebung des Theemonopols
der ostindischen Compagnie
02,000,000 – –
durch die Aufhebung des Monopols
des Bauholzes
01,500,000 – –
24,283,000 Pf.St.

Zieht man von dieser Summe die 4 bis 5 Millionen ab, die die Landeigenthümer in Folge des höhern Pachtgeldes, welches durch die Beschränkung des Kornhandels veranlaßt ist, gewinnen, so bleibt noch eine Summe von 16 bis 20 Millionen, die jährlich durch die erzwungene Bebauung eines schlechten Bodens verschleudert, oder durch das Aufrechthalten gehässiger Monopole vergeudet werden. Dies Summe, von der drei Viertheile für England ganz verloren gehen, und das andere Viertheil Leuten zufließt, die auch nicht den geringsten Schein von rechtlichem Anspruch darauf haben, ist bedeutend größer, als die ganze Staatsausgabe in Friedenszeiten. Wenn denn aber einmal dieses System nicht verlassen werden soll, wenn die Landeigenthümer, die westindischen Pflanzer, die ostindische Compagnie und andere privilegirte Classen durchaus auf Kosten des Volkes gehegt und gepflegt werden sollen, warum zahlt man ihnen denn nicht lieber 10 Millionen baar aus, und vertheilt sie als eine Abgabe unters ganze Volk? Dieß würde für die Begünstigten weit bequemer seyn, und dem Volke würden dadurch gegen 10 Millionen erspart, eine Summe, die viermal größer ist, als was man durch Erparungen bei der Armee u. s. w. gewinnen kann.

Wir haben oben gesagt, daß die jetzige Lage Großbritannien in mancher Rücksicht der von Holland am Anfange des vorigen Jahrhunderts sehr ähnlich sey, aber die Uebersicht, die wir jetzt von dem Zustande der englischen Finanzen gegeben haben, zeigt auch, daß dieselbe in andern Rücksichten durchaus verschieden ist. Die Einträglichkeit der Capitalien nahm in Holland nicht darum ab, weil man den Kornhandel eingeschränkt hatte, oder gewissen Classen von Bürgern drückende Monopole eingeräumt waren, und konnte daher auch nicht durch eine Abänderung in der Handelsgesetzgebung wieder gehoben werden. Bei uns ist dieß der Fall; die Hülfsquellen des Landes sind keineswegs erschöpft; die Regierung kann durch Freigebung des Korn- und Coloninalhandels den Gewinn von dem Capitale wieder heben, und zu industrieller Thätigkeit anreizen. Sinkt England, so geschieht es, weil es sich der Mittel zur Production, die in seiner Macht stehen, beraubt; weil es die Macht und den Reichthum der Nation der verblendeten Habsucht einiger Wenigen aufopfert.

Freilich würde England, selbst wenn die verschiedenartigen Monopole, die das Land drücken, aufgehoben wären, in seiner financiellen Lage doch noch immer hinter andern Länder zurückstehen, da die jährlichen Interessen für die Nationalschuld fast 30 Millionen betragen. Diese Last wäre allein hinreichend, den Wohlstand Englands allmälig immer tiefer herabzudrücken, so lange nicht wirksame Mittel gefunden werden, dieselbe zu vermindern. Dieß ist aber auf keinen Fall ein Grund, um deßwillen man weniger darauf bedacht seyn dürfte, uns für’s erste einmal von der Last zu erleichtern, welche die Monopole uns auflegen. Je größer das Gewicht des ganzen Druckes ist, desto nothwendiger und dringender ist es, uns von jeder einzelnen Bürde zu befreien. Wenn es auch unmöglich ist, über solche Dinge mit vollkommener Gewißheit zu reden, so sind wir doch davon überzeugt, daß im Fall unsere Industrie sich ganz frei bewegen und die productiven Kräfte unsers Landes sich unbeschränkt entwickeln könnten, die Abgaben in Friedenszeiten mit den Interessen der Staatsschuld für die arbeitenden Classen nicht drückend seyn würden. Gesetzt aber auch, dieß wäre noch der Fall, so ließe sich nun doch leichter helfen und die Regierung könnte jetzt schon Mittel finden einen Theil der Staatsschuld abzutragen. Wir denken hierbei nicht an das langweilige Gaukelspiel mit dem Tilgungs Fonds, und noch weniger wollen wir andeuten, daß irgend ein Ministerium so verworfen seyn könne, die Nationalschuld mit Hintansetzung gerechter Ansprüche der Gläubiger zu tilgen. Wir wollen hier die Art und Weise, wie wir uns denken, daß jenes geschen könnte, so kurz als möglich auseinandersetzen.

Es sind zu verschiedenen Zeiten Pläne vorgeschlagen worden, die Staatsschuld auf einmal ganz abzubezahlen, aber alle diese Pläne sind, ausgenommen in so fern sie eine verhältnißmäsige Capitalsübertragung auf den Staatsgläubiger enthalten, betrüglich und verdienen daher keine Aufmerksamkeit. Der Plan, die Nationalschuld durch eine Beschatzung des Capitals von ganz Großbritannien zu tilgen, wurde zuerst von einem sehr einsichtsvollen und patriotischen Parlamentsmitglied, Archibald Hutcheson, unter der Regierung Georgs I vorgeschlagen und ist in unserer Zeit von Ricardo und andern aufs neue empfohlen worden. Nach Hutcheson’s Plan sollten 10 pc. vom Capital der fundirten Schuld abgezogen, und zu gleicher Zeit eine Beschatzung von 10 pc. auf alles Capital im Lande gelegt werden, um dadurch den Rest zu decken. Die Grundeigenthümer sollten dann das Recht haben, so viel von ihrem Eigenthum zu verkaufen, als nöthig wäre, um

  1. S. Edinburgh Review No. 86 pag. 341.
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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_063.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)