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Eisendrahtseiles anstatt der Kette darzuthun, so ergaben sich sowohl während der Experimente, als auch bei den an dieselben geknüpften Besprechungen zahlreiche Anlässe, die Eigenschaften dieser beiden Schiffzugsmittel gegen einander abzuwägen.

Vergleich zwischen Kette und Seil.

Die diesfalls gemachten Wahrnehmungen, so wie die in loco erhaltenen Aufschlüsse und anderwärts gesammelten, auf den fraglichen Vergleich bezugnehmenden Daten lassen sich ungefähr in folgenden Punkten zusammenfassen:

a) Der Anschaffungspreis des an der Maas verwendeten Kabels beläuft sich mit Inbegriff des Legens auf 14 Franc pr. laufenden Meter, und es wird in einer von den Herren Eith und Baron de Mesnil veröffentlichten Schrift: „Touage sur Cable metallique immergé dans un cours d’eau navigable", Cap. VII, im Allgemeinen angedeutet, daß der Preis einer Kette das Vier-, ja Fünffache von dem eines Seiles betrage. Abweichend hievon soll nach anderen Angaben sich diese Verhältnißzahl wie 1 zu 1/2 bis 1/3 und unter Umständen auch niedriger stellen. Wie dem auch sein möge, so geht schon aus der Natur der Sache hervor, daß das Seil bedeutend billiger zu stehen komme, als eine gleich starke Kette, und es wird denn auch die hieraus resultirende Wohlfeilheit der Seilschifffahrtseinrichtung vor allem Anderen zu Gunsten des Kabels geltend gemacht.

Insoferne man hiebei blos die ersten Anlagekosten im Auge hat, muß dieses Motiv für die Wahl des Zugsmittels auch unzweifelhaft als vollwichtig anerkannt weiden.

Dagegen ist die für die Rentabilität der Capitalsanlage maßgebende Frage: ob das Seil auch hinsichtlich der Haltbarkeit mit der Kette concurriren könne, noch keineswegs gelöst.

b) Die Dauer der Kette kann nach den auf der Seine gemachten Erfahrungen und in Berücksichtigung des Umstandes, daß dort die Kette während eines 13jährigen Gebrauches nur geringer Reparaturen bedurfte, für die zuerst beschriebene Kettenschiffsconstruction wohl unbedenklich mit 20 Jahren angenommen werden. Sowohl die Société de Touage de la haute Seine, als auch die Compagnie de Touage de la basse Seine haben die Amortisation der Kettenankaufskosten mit 5% berechnet, und der gleiche Ziffersatz wurde auch von dem Gründungs-Comité der Keltenschleppschifffahrt auf der Ober-Elbe seinem Calcul zu Grunde gelegt.

c) Die Dauer des Kabels läßt sich dagegen, Angesichts der Neuheit seiner Anwendung für den Schiffszug, wohl zunächst nur nach Wahrnehmungen beurtheilen, welche beim bisherigen Gebrauche desselben in Bergwerken, dann für Dampfpflüge und für sogenannte Seilebenen an einigen Eisenbahnen gemacht wurden.

Der hierdurch gewonnene Maßstab ist jedoch schon deßhalb nicht ganz verläßlich, weil bei der Touage neue, den erwähnten Gebrauchsarten fremde, und auf die raschere Abnützung des Seiles einen mächtigen Einfluß nehmende Factoren mit in Betracht gezogen werben müssen, wie beispielsweise das Abschleifen des Seiles durch die auf der Flußsohle sich fortbewegenden Geschiebe, dann die durch den Zugsapparat bedingte wiederholte scharfe Krümmung des Seiles, bei welcher dessen äußere Fäden nach der Längenrichtung auseinander gezerrt, dessen innere aber gewaltsam gepreßt werden.

Ob und unter welchen Umständen hiernach wirklich auf einen zehnjährigen Bestand des Seiles zu rechnen sei, wie solcher in der vorgedachten Schrift, Capitel IV g, speciell den Canalkabeln prophezeit wird, muß dahingestellt bleiben; doch kann man