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einen schmalen Schlitz, durch den das am Schleusenboden liegende und über die Drempeln hinziehende Seil, welches beim Zumachen der Thore durch diese selbst gegen die Drempelspitze geschoben wird, durchgeht.

Nachdem die Maasschleusen, mit Rücksicht auf die Freimachung des Durchflußraumes im Winter, keine Fallmauern haben, sondern die Ober- und Unterthore gleich hoch sind, so wird das Seil bei diesem Durchgange blos über die geringe Höhe der Schlagschwellen gehoben, und es findet daher eine bemerkenswerthe Krümmung desselben aus diesem Anlasse nicht statt.

Auch der Wasserverlust, welcher während des Thorschlusses aus dem Grunde eintritt, weil der erwähnte Schlitz groß genug sein muß, um dem Seile einigen Spielraum zu lassen, ist so unbedeutend, daß er füglich ignorirt werden kann.

Behufs des Schiffszuges längs des Seiles stehen in der bezeichneten Maasflußstrecke dermalen vier Remorqueurdampfer — dort einfach Toueurs genannt — in Verwendung, welche sämmtlich nur fremde Schiffe stromaufwärts schleppen, und in Folge des billigen Frachtsatzes so in Anspruch genommen sind, daß für das nächste Jahr eine Vermehrung dieses Betriebsmateriales um weitere zehn Dampfer in Aussicht steht.

Von obigen vier Seil-Remorqueuren haben drei vertical hängende Clip-drums, wogegen bei einem derselben der Zugsmechanismus nach dem Horizontalsystem eingerichtet ist.

Bei den Experimenten standen abwechselnd drei dieser Dampfer, mit Maschinen von 14 bis 20 Pferdekräften, in Verwendung, mit denen am ersten Tage die 11/2 Meilen lange Strecke vom Bassin de Commerce in Lüttich bis zum Wehr oberhalb Seraing (barrage de Jemeppe) befahren, am zweiten Tage aber die Fahrt, nach Zurücklegung der gleichen Strecke, bis zum nächsten Wehr (barrage de Chokier) auf die Distanz von 21/2 Meilen ausgedehnt wurde. Zwei von den Toueurs führten dabei je 5 beladene und zwei unbeladene Boote mit circa 6000 Ctr. Ladung im Schlepptau, und legten die Strecke bis Seraing in 21/2 Stunden zurück.

Bei den regelmäßigen, nicht durch Experimente aufgehaltenen Fahrten soll jedoch die stromaufwärts gezogene Last weit größer und auch die Bewegung rascher sein, und können — nach Angabe der Touage-Directoren — mit dem Toueur I (14 Pferdekräfte) sogar 1000 bis 1500 engl. Tonnen Fracht, auf 10 bis 18 Boote vertheilt, mit einer Geschwindigkeit von 5 Kilometer (0,6 Meile) pr. Stunde gegen eine Strömung von 3 Kilometer pr. Stunde (2,6 Wiener Fuß pr. Secunde) flußaufwärts bewegt werden. Abgesehen von derlei außergewöhnlichen Leistungen soll sich dagegen im Durchschnitte annehmen lassen, daß der Toueur mit 800 Tonnen Schlepperladung zu der durch die Schleusen etc. aufgehaltenen Fahrt von Lüttich bis Ramur zwei Tage benöthigt und am dritten leer zurückfährt, also monatlich 10 Fahrten macht.

In Anbetracht des Frachtsatzes von 0,6 Centime pr. Tonne und Kilometer beträgt dabei die monatliche Einnahme 3360 Francs, wogegen die Ausgaben für das während dieser Zeit verbrauchte Kohlenquantum von 11,3 Tonnen und für die durch 4 Mann besorgte Schiffsbedienung — also ohne sonstige Verwaltungskosten, Amortisation etc. — sich auf 545 Francs belaufen.

Bei den Probefahrten selbst konnte natürlich das Hauptaugenmerk nicht diesen, nur nebenher in Erfahrung gebrachten Zifferansätzen, sondern lediglich den Schiffsmanövern zugewendet werden. Insbesondere nahm das Verhalten der Zugsvorrichtung die allseitige Aufmerksamkeit in Anspruch, und da die Absicht der Veranstalter dieser Proben in erster Linie dahin gerichtet war, die Vortheile der Verwendung eines