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Neuntes Kapitel.
Von der dreifachen Verschiedenheit der Rede, und auf welche Weise mit den Zeiten dieselbe Mundart verändert wird, und von der Erfindung der Grammatik.

Wir müssen aber jetzt die Vernunft, welche wir besitzen, aufbieten, da wir Das zu untersuchen beabsichtigen, worin wir uns auf kein Ansehen stützen, das heißt, hinsichtlich der erfolgten Veränderung der ursprünglich einen und selbigen Mundart, insofern man bekanntere Wege sicherer und kürzer durchschreitet. Wir wollen aber nur die eine Mundart, welche wir haben, fortsetzen mit Uebergehung der andern. Denn was in der einen vernunftgemäß ist, das scheint auch bei den andern stattzufinden. Nun ist diejenige Mundart, welche wir zu betrachten vorhaben, dreifach, wie oben gesagt ist. Denn Einige sprechen Oc, Andre Si, Andre aber Oil, und daß sie eins war vor dem Beginn der Verwirrung, was zuerst zu beweisen ist, leuchtet daraus hervor, daß wir übereinstimmen in vielen Ausdrücken, wie die beredten Lehrer zeigen. Diese Uebereinstimmung widerstreitet nun jener Verwirrung, welche das Vergehen war bei dem Bau zu Babel. Die Lehrer der drei Sprachen stimmen nun in Vielem überein, und hauptsächlich in dem Worte, welches Amor heißt.

     Gerard von Brunel.

Surisentis fez les aimes
Puer encuser Amor.

     Der König von Navarra.

De fin amor suoent sen et benté.

     Herr Guido Guinizelli.

Nè fe’amor prima, che gentil cuore,
Nè cuor gentil prima ch’amor, natura.

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_108.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)