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wird durch die Gewalt der niederen Natur, welche die Dienerin und Vollstreckerin Gottes ist, daß sie Donner erschallen, Blitze leuchten, Wasser seufzen heißt, Schnee ausschüttet, Hagel schleudert, wird sie nicht auch durch den Befehl Gottes bewegt werden, einige Worte ertönen zu lassen, indem Der sie sondert, der Größeres gesondert hat? Warum nicht? Daher glauben wir, daß hiefür und für einiges Andere dies genüge.





Fünftes Kapitel.
Wo und zu wem der Mensch zuerst gesprochen habe.

Indem wir nun nicht ohne aus dem Frühern wie aus dem Späteren genommenen Grund glauben, daß an Gott selbst ursprünglich der Mensch die Rede gerichtet habe, sagen wir vernünftigerweise, daß er, welcher zuerst sprach, bald, nachdem er von belebender Kraft angehaucht wurde, ununterbrochen gesprochen habe. Denn wir halten es am Menschen für menschlicher, daß er empfunden werde, als daß er empfinde, sofern er nur empfunden wird und empfindet als Mensch. Wenn also jener Werkmeister und Urquell und Liebhaber der Vollkommenheit durch seinen Hauch den ersten Menschen mit aller Vollkommenheit erfüllte, so erscheint es uns vernünftig, daß das volkommenste Geschöpf nicht eher angefangen habe zu fühlen als gefühlt zu werden. Wenn aber Jemand dagegen mit dem Einwand auftritt, daß er nicht zu reden hatte, da er noch der einzige Mensch war, und Gott alle Geheimnisse ohne Worte erkennt, selbst vor uns, so sagen wir mit jener Ehrerbietung, deren man sich zu bedienen hat, wenn wir über den ewigen Willen irgend urtheilen, daß, obgleich Gott wußte, ja vorauswußte

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Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_101.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)