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zurückzukommen, so werden drei Dinge hauptsächlich bezweifelt und kommen hinsichtlich der weltlichen Alleinherrschaft in Frage, welche jetzt insgemein Kaiserherrschaft genannt wird, und hierüber war, wie zuvor gesagt ist, mein Vorhaben nach bezeichnetem Urgrund die Untersuchung in schon berührter Ordnung anzustellen. So sei denn die erste Betrachtung: ob die weltliche Alleinherrschaft zum Heil der Welt nothwendig sei. Dies kann aber, ohne daß Vernunft oder Ansehn gewaltsam dagegen aufträte, durch die stärksten und deutlichsten Beweise dargethan werden, deren erster unter dem Schirme des Philosophen aus seiner Schrift über den Staat hergenommen werden soll. Denn sein ehrwürdiger Mund behauptet dort, daß, wenn gewisse mehrere Dinge sich nach Einem richten, dies Eine regieren oder herrschen, die andern aber regiert oder beherrscht werden müssen. Dies macht jedoch nicht blos der berühmte Name des Urhebers glaublich, sondern die leitende Vernunft. Denn wenn wir den einzelnen Menschen betrachten, so werden wir sehen, daß dies bei ihm eintreffe, weil, da alle seine Kräfte sich nach dem glücklichen Zustande richten, die Verstandeskraft selbst aber die Ordnerin und Regiererin aller übrigen ist, er auf andre Weise zum Glücke nicht gelangen kann. Wenn wir ein einziges Hauswesen betrachten, dessen Zweck ist, die Hausgenossen zur richtigen Lebensweise anzuleiten, so muß Einer sein, der sie leite und regiere, den man den Hausvater nennt, oder dessen Stellvertreter, nach dem Ausspruch des Philosophen: Jedes Haus wird von dem Aeltesten regiert. Und dessen Pflicht ist es, wie Homer sagt, Alle zu leiten und den Andern Gesetze aufzulegen. Daher sprichwörtlich jener Fluch: Finde deines Gleichen im Hause! Wenn wir eine einzelne Gemeine betrachten, deren Zweck die angemessene Hülfsleistung sowol hinsichtlich der Personen, als der Sachen ist, so muß Einer der Ordner sein, sei er von einem Andern gegeben, oder rage er aus ihnen selbst hervor, mit Beistimmung der Uebrigen;

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Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_009.gif&oldid=- (Version vom 1.5.2023)