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85
Jetzt schau’ in’s Antlitz, das dem Antlitz Christi[1]

Am meisten gleicht, und deine Kraft erhöhn
Wird seine Klarheit zu dem Anschau’n Christi.“

88
Wonn’ strahlt aus dem Gesicht, so klar und schön,[2]

Die Christus Ihr durch jene Heil’gen schickte,
Erschaffen, zu durchfliegen jene Höh’n,

91
Daß nichts, was ich noch je zuvor erblickte,

Mich also mit Bewunderung durchdrang,
Nichts mich so sehr durch Gottes Bild erquickte.[3]

94
Die Liebe, die zuerst sich niederschwang,[4]

Verbreitete vor Ihr jetzt das Gefieder,
Indem sie – Sei begrüßt, Maria! sang.

97
Und alsogleich antworteten die Lieder

Der sel’gen Geister diesem Himmelslied,
Und heitrer strahlten rings die Wonnen wieder.

100
„O Heil’ger, du, den Lieb’ herniederzieht,

Der du für mich dem süßen Ort entronnen,
Wo ew’ge Vorsicht dir den Sitz beschied;


  1. 85. In’s Antlitz, der Jungfrau Maria.
  2. [88. Wörtlich: Solche Wonne sah ich nun auf sie herniederregnen, getragen von den Geistern, den Engeln, die etc. Die Wonne ist das Wohlgefallen Gottes, der Abglanz der göttl. Liebe.]
  3. [93. Wörtlich: daß nichts mehr bisher solche Aehnlichkeit Gottes sehen ließ – nämlich, wie jetzt Mariä Antlitz. Vgl. Ges. 31, 124, Anm. zu 33, 43.]
  4. 94. Die Liebe, der Erzengel Gabriel (Evang. Lucä Kap. 1.)
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_606.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)