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Um den der dritte dann, der vierte wallten,
Die dann der fünfte, dann der sechst’ umwand.

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Drauf sah man sich den siebenten gestalten,

So weit, daß Iris halber Kreis, auch ganz,[1]
Doch viel zu enge wär’, ihn zu enthalten.

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Dann wand der achte sich, der neunte Kranz,

Und jeder war langsamer’n Schwungs, je weiter
Er ferne stand von jenem einen Glanz.

37
Und jedes’ Licht ist reiner mehr und heiter,

Je minder fern er ist von seiner Spur,
Und in der reinen Glut je eingeweihter.

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Sie, die mich sehend, meinen Wunsch erfuhr,

Sprach ungefragt: „Von diesem Punkte hangen
Die Himmel ab, die sämmtliche Natur.

43
Sieh jenen Kreis, der ihn zunächst umfangen;

Das, was ihn treibt, daß er so eilig fliegt,
Es ist der heil’gen Liebe Glutverlangen.“[2]

46
Und ich zu Ihr: „„Wäre die Welt gefügt

Nach dem Gesetz, das herrscht in diesen Kreisen,
So hätte völlig mir dein Wort genügt.

49
Doch in der Welt, der sichtbaren, beweisen,

Die Schwingungen je größre Göttlichkeit,
Je ferner sie vom Mittelpunkte kreisen.


  1. [32. D. h. der, zum ganzen Kreis vollendete, Regenbogen.]
  2. [45. „Die Liebe,“ die Sehnsucht, sich dem Einen, Göttlichen zu verbinden, ist die Urbewegerin von allem. Dies ist hinlänglich bekannt aus dem ganzen Paradies. Vgl. übrigens zu Ges. 27, 106–120 und gegenwärtigen Ges. V. 100. 101.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_571.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)