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Und eingescheuert, doch der Lolch verbrannt.

121
Zwar, will man Blatt für Blatt das Buch durchlesen,

Das unsre Namen zeigt, so sagt ein Blatt
Noch hier und dort: Ich bin, was ich gewesen.

124
Doch nicht Casal, noch Aquasparta hat

Dergleichen Glieder unsrer Schaar gegeben,
Da der zu streng ist, der zu schlaff und matt.

127
Jetzt wiss’, ich bin Buonaventura’s Leben,

Von Bagnoregio, und gering erschien
Beim großen Amt mir jedes andre Streben.

130
Hier sind Illuminat und Augustin,[1]

Zwei von den ersten barfuß-armen Schaaren,
Die durch den Strick in Gottes Huld gediehn.

133
Hier sind der von Sanct Victor zu gewahren,

  1. [130 ff. Zu den folgenden Namen sei kurz bemerkt: Illuminat und Augustin waren zwei Lieblingsjünger des hl. Franz; „der von S. Victor“, von der Theologenschule zu Paris, ist Hugo, der große Mystiker, eine tiefinnerliche, vielseitig gebildete, edel-milde Gestalt, in der Lehre viel von Dante benützt, gest. 1141 und Vorgänger des in Ges. 10, 131 genannten Richard von S. Victor; Mangiadore ist der Pariser Kanzler Petrus Comestor; Peter „der Spanier“, vielmehr der Portugiese, ist Johann XXI. gest. 1277, Verfasser eines Handbuchs der Logik; Nathan, der Prophet, Johann Chrysostomus, der große Kanzelredner des 4. Jahrhunderts und Erzbischof von Constantinopel, Rabanus Maurus, Abt von Fulda, einer der größten Gelehrten des 9. Jahrhunderts, Schüler Alcuin’s, Donat, der römische Grammatiker des 4. Jahrhunderts, daher „Lehrer der ersten“ unter den sieben freien Künsten, Anselm von Aosta, Erzbischof von Canterbury, der mächtige Begründer der mittelalterlichen Theologie und Verfasser der berühmten Schrift über die Menschwerdung Gottes, gest. 1109, endlich Joachim, Abt von Floris (gest. 1202), eine bedeutende, prophetische Erscheinung von reformatorischer Tendenz, aus dessen ernsten, zornentflammten Weissagungen und Strafreden gegen das neue Babel, die Kirche und ihre Verweltlichung, Dante manche seiner eigenen, reformatorischen Gedanken und Aeußerungen in der g. Kom. entlehnt haben mag. – Das größere oder geringere Licht des ersten und zweiten Kranzes dieser Seligen deutet auf ihre größere oder geringere Berühmtheit. Eines aber ist allen gemein, wie V. 142 ff. schön sagt, daß eine Liebe und Erkenntniß jetzt alle beseelt und über alle früheren Ordens- und andere Verschiedenheiten hinweg der Eifer oder die Rede des Einen auch alle übrigen fortreißt (wie Thomas’ Rede den Bonaventura) und, wie wir gleich sehen werden, zu neuen Tänzen fortzieht.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_472.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)