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Deß Neid euch alles Mißgeschick bereitet,
Und der zuerst von Gott sich abgewandt,

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Sie ist’s, die das verfluchte Geld verbreitet,

Das einzig, weil’s zum Wolf den Hirten macht,
Vom rechten Wege Schaf’ und Lämmer leitet.

133
Drum wird nicht an die Bibel mehr gedacht,

Doch hat man sehr genau – wär’s zu verhehlen,
So zeigt’s der Rand – der Decretalen Acht.

136
Drin wird studirt von Papst und Kardinälen

Und Nazareth, wo Gabriel das Wort
Verkündigt hat, wird fremd den geiz’gen Seelen.

139
Doch Vatikan, sammt jedem heil’gen Ort[1]

In Rom, wo Petri Folger einst gepredigt,
Der Märtyrer geweihte Gräber dort,

142
Bald werden sie des Ehebruchs entledigt.
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  1. [139–142. Dies ist eine der, zu Fegf. 33, 45 am Ende genannten, wahrhaft prophetischen Stellen, in welcher mit reformatorischer Divination eine, Allem nach rein geistliche Kirchenreinigung und Kirchenerneuerung im Allgemeinen ersehnt und erschaut wird, wie an anderen Orten eine politische Wiedergeburt der Zeit. Wann und wie und durch wen D. diese Reinigung der Kirche denkt, darüber scheint uns auch hier der Streit ebenso müssig, als fruchtlos und das Wort selbst verliert durch seine Allgemeinheit nichts an seiner herzerfreuenden Klarheit, Kühnheit und Gewalt. Wir werden im Paradies noch eine Reihe derartiger directer und indirecter Stellen begegnen, welche seiner Zeit sowohl in den Bemerkungen, als den Ueberschriften sollen herausgehoben werden.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_452.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)